10. Dezember 1947
GEO & MIL INFO | ||||
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15.: Londoner Außenministerkonferenz, Bruch zwischen UdSSR und USA |
••• S. 314; Absatz vom 6.11.46 zusammen mit der vorangegangenen "Fotomaton"-Erzählung hierher verschoben ••• 10.12. Ich bekomme meine RK-Karte zurück. Dem Antifa-Mitglied Fritz Schäfer gefielen einige meiner Bemerkungen nicht („Bankräuber“ und „Menschenverächter“). Er liest oder zensiert also auch unsere Post.••• S. 314; Absatz Ende •••
••• S. 327 fortgesetzt •••10.12.47. Wir wollen gerechte Prozente. Eine Sprawka[1] (Anfrage) an die Lagerleitung wird nicht angenommen. Bei der Abrechnung wird dauernd manipuliert. Mit Wut und Hohnlachen entnehmen wir aus Presse und Rundfunk, wie die Heimat über unsere wahre Lage belogen wird.
Am Fenster des NKWD-Büros (des Politkommissars) kleben weihnachtliche ••• S. 328 •••Scherenschnitte. Manches in Russland ist unbegreiflich.
Wir arbeiten am östlichen Stadtrand auf einem Grundstück, dass mal eine Autoreparaturwerkstatt werden soll. Zurzeit stehen nur 2 kleine Häuser darauf. In dem einen sollen wir einen Ofen setzen. In ein paar Tagen hatten wir das Werk aus Backsteinen und Lehm fertiggestellt. Die Sekretärin, die ihr Büro in dem anderen Häuschen hat, kommt herüber, um den Ofen zu begutachten. Aber sie ist nicht recht zufrieden und überhaupt etwas ungnädig. Jetzt bauen wir auf demselben Grundstück eine Montagegrube für Autoreparaturen. Wir heben eine Grube von 1,80 m Tiefe aus und verschalen sie von innen. Als wir dann die Betonmischung eingießen, biegen sich die Schalbretter trotz der Verstrebungen etwas durch. Nach ein paar Tagen war der Beton hart, und wir konnten die Verschalung abnehmen. Die Grube ist fertig, aber die Betonwände haben einen leichten Bauch nach innen. Als der sehr freundliche Natschalnik unser Werk besieht, wiegt er leise den Kopf und lächelt nachsichtig. Seine Kritik ist milde. Ganz so schlimm ist die Ausbuchtung ja auch nicht, und die Grube ist jedenfalls betriebsfertig.
Unser Grundstück ist der letzte bebaute Platz am Stadtrand. Gleich neben unserem Zaun beginnen die Felder einer Kolchose. Die Kartoffeln sind schon abgeerntet, aber es steckten noch so viele davon in der Erde, dass wir beim Nachgraben aus jedem Quadratmeter noch einen Eimer Kartoffeln herausholen. Das tun wir täglich und verbessern damit unser Mittagessen.
Den Grund für die vielen Kartoffeln im Boden sehen wir im Normsystem: Jeder Kolchosarbeiter muss pro Tag eine bestimmte Fläche abernten, um auf 100% zu kommen. Wenn er gründlich arbeitet, erreicht er sie kaum. Also wird gepfuscht. Man hackt sie nur oberflächlich oder reißt die Stauden einfach heraus. Die mit herausgerissenen Kartoffeln werden eingesammelt, die vielen anderen bleiben im Boden. Hauptsache, man schafft seine Norm.
Aus der Kolchose kommen einige Panjewagen, die mit Kohlköpfen voll beladen sind. Sie fahren damit in die Stadt. Wir arbeiten gerade an der Straße vor unserer Autowerkstatt und lächeln den Mädchen freundlich zu, die hinten auf jedem Wagen mitfahren. Dem Mädchen auf dem letzten Wagen plinkern wir zu, und sie hat sofort verstanden. Sie lässt ein paar Kohlköpfe vom Wagen kullern.
Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang |
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente |
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