9. Oktober 1943
GEO INFO | ||||
---|---|---|---|---|
Friedrichshagen | ||||
Potsdam | ||||
Sanssouci | ||||
Oybin | ||||
OKW-Lagekarte November 1943 |
Der Lehrgang ist beendet. Heute[1] ist die spannungsvolle Abschlussuntersuchung, bei der sich entscheidet, ob der Oberfeldarzt noch vierzehn Tage Genesungsurlaub genehmigt, oder ob er die Offiziere gleich „kv“[2] schreibt und zum Ersatzbataillon zurückschickt. Mir gewährt er noch vierzehn Tage Genesungsurlaub, den ich in Friedrichshagen bei den Eltern verbringe.
In dieser Zeit kommt Carola öfter nach Berlin. Wir treffen uns an verschiedenen Orten, machen Spaziergänge, fahren nach Potsdam und besuchen Sanssouci. Im Verlauf unserer Treffen kommt es fast regelmäßig zu heftigen Auseinandersetzungen. Ich habe mich nie so viel gestritten wie in meiner Verlobungszeit mit meiner Verlobten. Carola vergießt viele Tränen, und ich bin manchmal so wütend, dass ich noch am folgenden Tag verärgert zum nächsten Treffen fahre. Aber wir haben uns immer wieder verabredet. Wir waren ja beide nicht mehr ganz jung und hatten ganz bestimmte Überzeugungen und klare, festgeformte Grundsätze. Die Anpassung an den Partner und das Abschleifen von Gegensätzen sind dann oft schmerzliche Reibungen. Carola ist lebhaft, rasch, von schnellem Entschluss und noch schnellerem Wort, das mir manchmal verletzend erscheint. Sie hat rheinisches Temperament, ist sehr energisch und eigenwillig. Ich bin langsamer, bedächtiger, manchmal auch dickköpfig. Hinzu kommt, dass wir uns noch gar nicht richtig kennen. In Schandau hatten wir uns zehn Tage gesehen. Hier in Berlin und Cammin waren es auch nicht mehr. Als ich am Abend unseres Verlobungstages aus Cammin zurückkam und meinen Eltern eröffnete, dass ich mich verlobt hätte, schwiegen sie ganz betreten ob dieser völlig unerwarteten Überraschung. Als mein Vater dann nach einer langen Pause fragte, welchen Beruf ihr Vater hätte und wie ihre finanzielle Lage sei, musste ich ihm die Antwort schuldig bleiben, denn ich wusste über Carolas Verhältnisse tatsächlich absolut nichts, außer dass mehrere Kinder da waren. Vielleicht war auch dies ein Umstand, der zu all dem anderen mich zögern ließ, den entscheidenden Schritt zur Heirat – wenigstens zu diesem Zeitpunkt – zu wagen. Aber Carola drängte auf schnellen Entschluss und ließ nicht locker. Ich wich immer aus und suchte Ausflüchte. Sie nannte mich wankelmütig und war sehr unglücklich. Trotz allem begannen schon die Hochzeitsvorbereitungen. Carola ließ sich ein Kostüm anfertigen und ich die Ausgeh-Uniform, zu deren Anprobe Carola einmal mitgekommen war.
Der Genesungsurlaub ist abgelaufen, aber ich bekomme noch vierzehn Tage Einsatzurlaub. In dieser Zeit fahre ich drei Tage nach Oybin, wo auch meine Eltern und Großeltern einmal waren. Hier treffe ich auf Lotte. Aber da ich nun verlobt bin, wird diese Begegnung für sie zu einer schmerzlichen Enttäuschung.
Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang |
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente |
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen |
- ↑ 09.10.1943 gem. Soldbuch S. 24
- ↑ kriegsverwendungsfähig