11. September 1943

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

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English
GEO & MIL INFO
Spandau Karte — map
Stettin Karte — map
Cammin Karte — map
OKW-Lagekarte Oktober 1943 Karte — map
Lehrgang für genesende Offiziere
Wehrkreis­kommando III
Stettin, Am Dampfschiffsbollwerk
Heimaturlaub in Berlin im September 1943

Acht Tage später[1] werde ich entlassen und auf einen Lehrgang für genesende Offiziere nach Spandau geschickt. Auf diesen Lehrgängen werden Offiziere zusammengezogen, die zwar aus dem Lazarett entlassen, aber noch nicht ganz ausgeheilt sind. Die Heilbehandlung wird hier fortgesetzt, beschränkt sich aber im Wesentlichen auf Bestrahlungen und Massagen. Daneben aber läuft der Kursus mit festem Stundenplan, in dem alle Gebiete des militärischen Wissens praktisch und theoretisch aufgefrischt werden. Es ist obligatorischer Dienstbetrieb. Dienstschluss fünf Uhr nachmittags. Die Berliner dürfen zuhause wohnen und schlafen. Für mich aber ist die Fahrt von Spandau bis nach Friedrichshagen zu weit und zeitraubend, so dass ich immer nur mittwochs und übers Wochenende im Elternhaus bin.

Zwischendurch erwirke ich mir einmal Urlaub nach Stettin, wo ich mich mit Carola treffe. Vor der Abfahrt lerne ich auf dem Stettiner Bahnhof Fräulein X kennen, die denselben Zug benutzen will. Sie ist eine große, gertenschlanke, hellblonde, blauäugige Gutsbesitzertochter aus dem Kolberger Raum. Der Zug war sehr voll, und das gab uns einen hinreichenden Vorwand, dicht beieinander zu stehen. Das stattliche Mädchen war von einem mühsam verhaltenen Entgegenkommen. Sie hat sich einige Monate später, wie sie mir schrieb, mit einem Hauptmann verlobt.

In Stettin steht Carola auf dem Bahnsteig. Sie blickt mit hellem, aufmerksamen Augen um sich, bemerkt mich aber erst, als ich vor ihr stehe. Sie sieht verdammt attraktiv aus in ihrem gutsitzenden grünen Kostüm und dem kecken Hütchen.

Noch einmal habe ich mir Urlaub nach Cammin genommen. Es ist eine entscheidende Reise, denn wir wollen uns vielleicht verloben. Ich komme ohne festen Entschluss und weiß bei meiner Ankunft noch nicht, wie es ausgehen wird. Ich schlafe im Kurhotel. Der nächste Tag ist ein Sonntag. Wir gehen zum Gottesdienst und kommunizieren auf Carolas Vorschlag, um Gottes Gnade und Erleuchtung für unseren lebenswichtigen Entschluss zu erbitten. Nachmittags gehen wir dann spazieren. Es ist ein trüber, regnerischer Tag. Nach vielen Kreuz- und Quergängen durch die Stadt stehen wir dann auf der Landungsbrücke am Bodden und ringen um die Entscheidung. Carola drängt zur Verlobung, ich aber bin mit meinen Gefühlen noch im Zwiespalt. Ist es nicht unklug, mitten im Krieg zu heiraten? Oder wollte ich nur meine Freiheit noch nicht verlieren? Oder stand noch eine andere Person dazwischen, von der die Trennung schwerfiel? Oder bin ich einfach nur schwer von Entschluss? Am Ende habe ich dann doch eingewilligt, ohne es eigentlich deutlich auszusprechen. Am Spätnachmittag muss ich wieder nach Berlin zurück. Carola ••• S. 152 •••bringt mich zum Bahnhof. Wir stehen am Zug. Und während ich beim Einsteigen mit den Füßen schon auf dem Trittbrett stehe, vergewissert sich Carola noch einmal: „Sind wir nun verlobt?“ Als ich ihr dann ein „Ja“ zulächele, leuchtet Freude in ihrem Gesicht auf.

Der Lehrgang findet in einer Spandauer Kaserne statt. Als ich das erste Mal auf das Kasernentor zugehe, eilt der Posten schnellen Schrittes zu seinem Platz neben dem Schilderhaus und macht einen zackigen Präsentiergriff vor mir. Das ist bei Offizieren üblich, ich aber erlebte es zum ersten Mal. Nun ist es ein alter Brauch, dass Offiziere, die erstmals mit einem Präsentiergriff begrüßt werden, den Posten ein Geldstück zustecken. Das tat ich nun auch, und als ich das verständnislose Erstaunen des Postens sah, musste ich ihm diese ihm unbekannte Sitte erklären.

Der Lehrgangsleiter in Spandau ist ein beinamputierter Oberst. Auf der Unterrichtsbank neben mir sitzt ein Leutnant von Schlieffen, ein Enkel des großen Strategen.[2]


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  1. am 11.09.1943 gem. Soldbuch S. 12/13
  2. Alfred von Schlieffen hatte keine Enkel namens Schlieffen; Neffe Eberhard war zu dem Zeitpunkt 58 Jahre alt, Großneffe Ernst-Albrecht bereits 1942 verstorben, andere nicht gefunden