22. Februar 1944

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO INFO
Losowatka Karte — map
Gaigowka Karte — map
Kasanka Karte — map
Odessa Karte — map

Es ist noch sehr früh, als ich wieder erwache. Dennoch stehe ich auf, um den Inhalt meiner Offizierskiste einmal durchzusehen und zu ordnen. Diese „Offizierskiste“ ist eine hölzerne russische Munitionskiste mit grünem Anstrich. Sie ist immer beim Tross und enthält meine Ersatzwäsche, Kleidungsstücke und sonstige Dinge, die ich nicht ständig benutze. Die Sachen des ständigen Bedarfs führe ich im Wäschebeutel bei mir mit.

••• S. 194 •••Mein Fuß war über Nacht so stark angeschwollen, dass ich keinen Stiefel mehr anziehen konnte. Ich habe mir daher ein kurzes Brett unter den verletzten Fuß gebunden. Damit kann ich mich wenigstens humpelnd fortbewegen. Nach dem Frühstück steige ich in den Schlitten, um mich ins Lazarett fahren zu lassen. Mitten im Ort erscheinen plötzlich zwei sowjetische Jäger, die im Tiefflug über die Häuser jagen. Der Fahrer stoppt sofort und lenkt den Schlitten in den Straßengraben. Ich steige aus und strebe halb springend, halb hinkend dem nächsten Haus zu. Bei jedem Schritt fährt ein stechender Schmerz durch meinen Fuß. Ehe ich die schützende Hauswand erreiche, klatschen schon die Geschosse um mich herum auf die Straße. Sie treffen aber nichts. Die beiden Maschinen drehen ab und verschwinden. Wir sitzen wieder auf und erreichen nun ungehindert das Lazarett.

Der grüngeränderte Begleitzettel ist für "innerlich Kranke" bestimmt. (Quelle: greatwarforum.org)

Es sind nicht viel Kranke im Wartezimmer, so dass ich bald herankomme. Während ich mein Brettchen vom Fuß losbinde, erzähle ich dem Arzt den Verlauf des Unfalls. Der Arzt fasst den geschwollenen Fuß, befühlt das Gelenk und sagt sofort: „Der ist gebrochen!“ Er geht ins Nebenzimmer und kommt mit einer Elastikbinde zurück, die er mir geschickt und fehlerlos um das gebrochene Gelenk wickelt. Während des Verbindens erklärt er weiter: „Der Fuß muss geröntgt werden. Ich habe hier aber nicht die nötigen Geräte. Sie müssen daher zum Kriegslazarett zurück, nach Odessa. Um 2 Uhr fährt hier vom Lazarett ein Omnibus zum Bahnhof.“ Dann bekomme ich eine grüngeränderte Karte ins Knopfloch gebunden und bin entlassen.

Während ich im Schlitten zur Schreibstube zurückfahre, wird mir klar, dass aus den drei Ruhetagen beim Tross nun ein Heimattransport wird. Im Quartier angekommen, beauftrage ich den Spieß, eine entsprechende Meldung ans Bataillon zu machen. Außerdem reiche ich den Grenadier Schlodder und meinen Melder wegen Tapferkeit vor dem Feind zum EK II ein. Dann packe ich die nötigsten Sachen in meinen Wäschebeutel, esse noch zu Mittag und steige dann auf den HF1, der fahrbereit vor dem Haus steht. Da ich keine Stiefel mehr anziehen kann, habe ich über den gebrochenen Fuß zwei Wollsocken gezogen und dann das Brettchen wieder untergeschnallt, das sich als sehr zweckmäßig erwiesen hat. Trotz der starken Kälte[1] behalte ich warme Füße.

Als wir beim Lazarett ankommen, steht der Bus schon da. Ich melde mich noch schnell in der Aufnahme, verabschiede mich von unserem Fahrer und steige in den Bus.

Lazarettzug in der Ukraine (Bild von 1943 mit freundlicher Genehmigung von eisenbahnstiftung.de)

Am Bahnhof von X[2] werden wir in ein großes Haus gebracht und registriert. Danach lege ich mich in einem Zimmer, in dem sich noch mehrere Kameraden befinden, auf eine Pritsche und versuche, etwas zu schlafen. Aber dann heißt es plötzlich, der Lazarettzug fährt gleich ab. Die Landser greifen ihr Gepäck und verlassen das Zimmer. Ich humpele mühsam hinterher. Ja, da steht ein Zug unter Dampf. Die Landser streben eilig dorthin. Ich schlurfe hinter ihnen her. Mit dem gebrochenen Fuß vorsichtig auftretend, hinke ich dem Zug entgegen. Aber die Gleise zu überschreiten, gelingt mir nicht. Hilflos stehe ich da und sehe die Kameraden schon da hinten im Zug verschwinden. Da werde ich wütend und brülle nach einem Sanitäter. Tatsächlich kommt sofort einer aus dem Haus gelaufen. Schimpfend beschwere ich mich über den Saubetrieb. Ob ich etwa mit dem gebrochenen Fuß allein zu dem Zug laufen soll? Der Sanitäter nimmt mich sofort huckepack auf den Rücken und träg mich bis zum Zug. Er ist dabei so freundlich, dass mir meine Heftigkeit schon leid tut. Am Zug angekommen, hilft er mir noch in den Wagen. Es ist ein ehemaliger Personenwagen, der statt der beiden Bänke jetzt zwei Doppelbetten hat. Ich steige in ein Abteil, in dem sich schon zwei Offiziere befinden. Nach kurzer Zeit setzt sich der Zug in Bewegung. Zum zweiten Mal geht es im Lazarettzug heimwärts.


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Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. –7°C gem. KTB AOK 6, NARA T-312 Roll 1493 Frame 000322
  2. Im Original Losowatka, das aber keinen Bahnhof hat; der Bahnhof von Kriwoi Rog war am Vortag geräumt worden (KTB LVII. Pz.K., NARA T-314 Roll 1495 Frame 000051); es könnte der Bahnhof von Gaikowka oder der erheblich weitere von Kasanka gewesen sein, die beide noch Anschluss an das Eisenbahnnetz hatten (Frame 000051/53).