12. Februar 1944

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO & MIL INFO
Führer des III./G.R.477: Oblt Georg Müller[1]

••• S. - Teil a4/Stoßtrupptätigkeit •••Es ist heller Morgen. Ich muss meinen Rundgang machen. Also zwänge ich meine Beine in die nassen Stiefel und steige aus dem Bunker. Der Schütze auf dem ersten Postenstand meldet stereotyp: „Auf Posten nichts Neues, alles ruhig.“ Ich wende mich nach links. Der nächste Stand ist eine MG-Feuerstellung. Der Unterstand für diese Gruppe ist ein mit Brettern und Erde abgedecktes Loch, wie die meisten Unterstände hier. Der Boden ist mit einer Strohlage bedeckt. Am Kopfende liegen die Tornister, die den Männern als Kopfkissen dienen. Hier sind sechs Mann untergebracht. Zwei davon stehen Posten, die anderen schlafen gewöhnlich. Im Augenblick sind sie aber noch wach, und ich nehme die Gelegenheit wahr, um ihnen einiges über die Lage und zum Verhalten gegenüber dem Feind zu sagen. Vor allem schärfe ich ihnen Wachsamkeit ein. Die wachfreien Männer müssen die Gewissheit haben, dass da draußen zwei Kameraden stehen, die scharf aufpassen, damit die anderen ruhig schlafen können. Ich laufe die ganze Kompaniefront ab. Es ist ein tiefer, durchgehender Graben, der im Zickzack an dem flachgeneigten Hang entlangläuft. Aber der Kompanieabschnitt ist sehr lang, und es dauert lange, bis ich alle Stellungen in dem schlammigen Graben besucht habe. Vor dem Graben steht ein Drahtverhau.

Position des Tigers auf der Lagekarte vom 30.11.1943 und auf der topographische Karte[2]

Unweit meines Gefechtsstandes liegt ein abgeschossener Tigerpanzer.[3] Unter diesem Koloss haben sich die Landser einen Bunker gebaut. So hat der Riese wenigstens noch eine Aufgabe. Durch diesen Stahlklotz geht keine gewöhnliche Granate. Viel Artillerie scheint er drüben nicht zu haben, denn er schießt selten.

Aber die Stoßtrupptätigkeit ist rege.[4] Es liegen noch Tote herum. Ich werfe einen Blick über den Grabenrand zum Feind hinüber. Meine Augen sind in Höhe des Erdbodens, der sich braun und nass wie ein Sturzacker vor mir ausbreitet. Wenige Meter vor dem Graben erhebt sich das Drahthindernis, dessen stacheliges Geflecht sich dunkel vom hellen Himmel abhebt. In seinen Krallen hängt ein toter Russe. Bei einem der letzten Angriffe blieb er im Stacheldraht hängen und wurde von einer Kugel tödlich getroffen. Jetzt hängt er leblos im Draht, den Oberkörper halb aufgerichtet, den Kopf vornüber auf die Brust geneigt, die Arme schlaff herabhängend. Er ist braun wie die Erde. Ein warnendes Zeichen für Angreifer und Verteidiger: Hier geht der Tod um! Eine weitere Leiche liegt hinter meinem Gefechtsstand, schon hinter dem Graben. Dieser Bolschewik hatte den Graben schon übersprungen, als ihn ein Schuss niederstreckte.

Der Posten neben meinem Kompaniegefechtsstand hat eben einen Kopfschuss erhalten. Während wir uns noch um den Schwerverwundeten bemühen, kommt der Sanitäts-Oberfeldwebel mit zwei Soldaten an, die einen Verwundeten tragen. Er hat einen Bauchschuss. Das fängt ja gut an. Die Postenstände sind so gut gedeckt, dass nur die Stahlhelme der Posten über den Grabenrand ragen. Einige weitere Beobachtungen lassen nur eine Erklärung zu: Drüben sind Scharfschützen am Werk! Ich rufe den Bataillonsführer an, melde den Ausfall von zwei Mann und das Vorhandensein sowjetischer Scharfschützen. Die Behandlung und den Transport der beiden Verwundeten überlasse ich dem Sanitäts-Oberfeldwebel, der so richtig in seinem Element ist und sich mit rührender Sorgfalt der Schwerverwundeten annimmt. Die sind in guten Händen. Er ist ein braver Kerl, dieser Sanitäts-Oberfeldwebel.

Das Bataillon wird jetzt von Oberleutnant Georg Müller geführt.[1] Er war früher Führer der 14. Kompanie und wird zum Unterschied von Max Müller „Schorsch“ oder „Russenmüller“ genannt, weil er russisch spricht. Aus seinen Befehlen erkennt man, dass er kein Infanterist ist. Diesen Schönheitsfehler ersetzt er dafür durch einen nassforschen Ton.

Nachts wird der Russe jetzt aktiver. Sobald es dunkel geworden ist, beginnt er in regelmäßigen Abständen MG-Garben herüberzujagen. Mit giftigem Zischen fetzen sie flach über unseren Grabenrand hinweg. Dauernd gehen Leuchtkugeln hoch. Er ist offensichtlich nervös, aber wir haben gar nicht die Absicht, ihn anzugreifen. Vielleicht hat er die Verstärkung unserer Grabenbesatzung durch die Alarmeinheit bemerkt, und befürchtet einen Angriff.

Wir bleiben ruhig, denn bei uns ist Munition knapp. Wir müssen sparen.

Die Knallerei der Russen wird nur unangenehm, wenn die Essenholer losgehen müssen. Sie warten dann einen Feuerstoß ab, springen dann aus dem Graben und sausen nach hinten. Oben auf dem Hang steht ein Strohschober, hinter dem die Feldküche wartet. Bisher haben wir beim Essenholen, Gott sei Dank, noch keine Verluste.


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  1. 1,0 1,1 In der Zeitungsmeldung über die Verleihung des Ritterkreuzes am 07.02.1944 wurde Gust noch als „Bataillonskommandeur in einem Grenadierregiment“ bezeichnet; Müller führte wohl auch nur vorübergehend, bis – noch im Februar – Roeder (Benary S. 211) kam
  2. Lagekarte aus KTB 1.PzA, NARA T-313 Roll 65 Frame 7301085; topographische Karte M-36-139-D von jccalvin.ddns.net
  3. Dieser Tiger, einer von sieben oder zehn, die die schwere Panzer-Abteilung 506 damals hatte, war bereits am 30.11.1943 während eines missglückten Angriffs der 23. Panzerdivision, Panzerkampfgruppe Fechner auf eine Mine gelaufen und hatte gesprengt werden müssen. (Dr. Ernst Rebentisch: To the Caucasus and the Austrian Alps - The History of the 23.Panzer-Division in World War II. J.J. Fedorowicz Publishing, 2009, S. 334 f.)
  4. Am 31.01.1944 wurden Stoßtrupps gemeldet, am 08. und 09.02. hatte es zahlreiche Fesselungsangriffe in Form von Vorstößen und Einbrüchen gegeben (KTB 6. A., NARA T-312 Roll 1492 000164, Roll 1485 Frame 000729, Roll 1492 Frame 000255, KTB LVII. Pz.K., NARA T-314 Roll 1495 Frame 000029)