Vorwort

Das Karten- und Vermessungswesen des Heeres aller geschichtlichen Epochen ist ausführlich beschrieben worden und kann als abschließend dokumentiert gelten; eine vergleichbare Darstellung für die Luftwaffe fehlte bislang.

Ziel der vorliegenden Studie ist es, diese Lücke zu schließen. Sie will die historische Entwicklung von Organisation und Produkten der Fachgebiete Luftgeographie, Kartographie, Vermessungs- und Luftbildwesen der deutschen Luftstreitkräfte ergründen und darstellen, und zwar ausdrücklich vor dem Hintergrund der Militär- und Kriegsgeschichte und ihrer konkreten Einflüsse auf die fachliche Entwicklung.

Leider sind bei Kriegsende 1945 fast alle Aktenbestände des Reichsministers der Luftfahrt und Oberkommandos der Luftwaffe (RdLuObdL) siehe Abkürzungsverzeichnis teils durch Kriegseinwirkung, teils durch Selbstvernichtung noch vor der Kapitulation verloren gegangen Boog S. 13 Fußnote 5; Schreiben BAMA - B 3 Lw-6945 MilGeo/11 vom 16.05.1991; "Hinweise für die Benutzer des Bundesarchiv Militärarchivs" Ziffer 2. Daher lassen sich viele Einflüsse nur vermuten oder schlussfolgern, nicht aber durch Dokumente wie etwa Organisations­befehle oder Aufträge belegen. So wird denn auch auf begründete Annahmen nicht verzichtet werden, wenn nur so die Zustände, Vorgänge und Zusammenhänge verständlich zu machen sind. Der Verfasser ist voller Hoffnung, dass weitere Forschungen neue Tatsachen an den Tag bringen werden, mögen sie diese Annahmen nun bestätigen oder widerlegen.

Zusammenfassung

Der erste Teil erinnert an die Entwicklung der ersten Fliegerkarte durch Moedebeck und zeigt die militärische Entwicklung des Luftbild- und Bildmesswesens, der Photogrammetrie, in ihren Grundzügen auf Eine vollständige Übersicht der historischen, organisatorischen und technischen Entwicklung gibt Jäger 2007.

Der zweite Teil behandelt die Zeit vom getarnten Beginn des Aufbaus der Luftwaffe in der Reichswehr über die Wehrmacht bis zu deren Ende. In dieser Zeit entwickelte sich auch die Luftgeographie, und das Vermessungswesen (Geodäsie) kam in der Luftwaffe zum Einsatz.

Eine kurze Erinnerung gilt den Planungen für eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft.

Der dritte Teil zeichnet die Entwicklung des Fachdienstes "MilGeo" in der Luftwaffe der Bundeswehr nach, der vierte Teil die parallele Entwicklung in der NVA.

Der fünfte Teil stellt schließlich die letzten zehn Jahre des MilGeo-Dienstes in der Armee der Einheit dar und bietet einen interessanten Ausblick bis zur Jetztzeit.

Gedenken

Es ist schon viel über Verstrickung und Mitschuld der Soldaten, öffentlichen Bediensteten, ja der gesamten Bevölkerung &ndash: ungeachtet der überzeugten Nationalsozialisten, blinden Mitläufer und skrupellos egoistischen Nutznießer – an den Verbrechen der Nationalsozialisten diskutiert worden.

Die in dieser Studie behandelten Personen, die in jener Zeit wirkten, waren größtenteils noch in der Kaiserzeit zu Gehorsam und Disziplin, Pflichtbewusstsein und Fleiß erzogen worden, Eigenschaften, die eigentlich die ganze Bevölkerung, in besonderem Maße die Beamten, vor allem aber die Soldaten beseelten und mittels derer die preußischen Könige und deutschen Kaiser ihr Land groß gemacht hatten. Diese Erziehung, die in den fünfzehn Jahren zwischen dem Ende der Kaiserzeit und dem Beginn der Nazizeit nicht verschwinden konnte, war eine der notwendigen Vorbedingungen für die Mitwirkung so Vieler an den ungeheuerlichen Gräueltaten der Nazis; erst dadurch waren der große Umfang und die furchtbare Effektivität der Verbrechen unter gleichzeitiger weitgehender Unkenntnis der Bevölkerung möglich.

Sofern sie glaubten, im Dienst einer guten patriotischen Sache zu stehen, wurde dieser Glaube von den gewissenlosen Machthabern für ihre verbrecherischen Ziele missbraucht. In echt faustischer Manier haben sie das Gute gewollt und doch das Böse geschaffen.

Dieser Missbrauch schmälert jedoch nicht ihre für damalige Verhältnisse oft großen Leistungen, frei nach v. d. Heyden: Rote Adler an Afrikas Küsten _____ so dass es gerechtfertigt ist, diese hier zu würdigen.

Hinweis zur namentlichen Nennung von Personen

Auf mehreren Seiten dieser Studie werden Namen von handelnden Personen aufgelistet. Da nicht alle Namen der handelnden Personen bekannt sind – viele haben sich getreu dem vorstehenden Motto abseits gehalten, treten nicht mehr in Erscheinung –, darf aus der Nennung oder Nichtnennung eines Namens niemals auf die Bedeutung oder gar mangelnde Bedeutung der betreffenden Person geschlossen werden.

Hinweis zur Angabe des Datums bei Ereignissen

Die Angabe des Datums bei einem Ereignis ist mit Problemen behaftet. Abgesehen von dem trivialen Fall, dass von vielen Ereignissen ein Datum nicht bekannt ist, kann auch die Angabe eines konkreten Datums unter Umständen viel zu genau sein. Selbst wenn ein Ereignis wie eine Ernennung anhand der Urkunde exakt datiert werden kann, handelt es sich doch oft um einen Vorgang, der keineswegs auf diesen einen Tag eingegrenzt werden kann. Bei der beispielhaft genannten Ernennung kann ein Prozess der personellen Auswahl oder eine Diskussion über Alternativen vorangegangen sein. Ähnliches ist in anderen Zusammenhängen vorstellbar. Entscheidend wird diese Betrachtungsweise, wenn es in dem entsprechenden Zeitraum zu anderen Ereignissen kam, die den betrachteten Vorgang beeinflusst haben — oder auch nicht, hätten aber beeinflussen können oder müssen. Kurzum, eine genaue Tagesangabe wurde zwar --unter Missachtung der vorstehenden Forderung des Aristoteles-- immer angestrebt, wäre aber oft gar nicht wünschenswert gewesen.

Dank

Der Verfasser dankt allen Personen und Institutionen, die durch ihre Informationen diese Untersuchung unterstützt und zu ihrem Gelingen beigetragen haben; allen voran dem seinerzeitigen Leiter des Militär­geo­graphi­schen Dienstes der Bundeswehr, Brigade­general Dipl.-Ing. Karl-Heinz Bleiel, für die wohlwollende Genehmigung des Projekts, dem seinerzeitigen Stabsoffizier Militärisches Geowesen in der Luftwaffe, Oberstleutnant Ernst Willert, für die ermutigende und verständnisvolle Förderung desselben, und Oberst a.D. Dipl.-Ing. Theo Müller, Experte und Zeitzeuge für die Geschichte des Karten- und Vermes­sungs­wesens des Heeres und früherer Amtschef des Militär­geo­graphi­schen Amtes, für seine vielfältigen Mitteilungen, Anregungen und Hinweise und für die engagierten und fruchtbaren Diskussionen, die der Verfasser mit ihm führen durfte.

Bei der anfänglichen Beschaffung von Dokumenten und Informationen halfen seitens des Bundesarchivs Frau Scholl (Militärarchiv - BA-MA - Freiburg) und Herr Meentz (Zentralnachweisstelle - ZNS - Aachen-Kornelimünster), seitens des seinerzeitigen Amtes für Militärisches Geowesen Frau Schenkewitz (Fachbibliothek) und Hauptmann Spinner (Militär­geo­graphi­sche Sammlung) sowie nochmals Oberst Müller mit seiner Sammlung Sammlung Müller, die sich jetzt im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr, Dresden befindet. Ihm sei insbesondere für die Überlassung eines wertvollen Originals eines Luftgeo­graphischen Einzelheftes (Abb.) aus seinem Besitz gedankt.

Wichtige, zum Teil einzigartige und unerwartete Dokumente oder Fotos sowie schriftliche oder mündliche Angaben – teils als Zeitzeugen – trugen ferner bei (in alphabetischer Reihenfolge): Dieter Ahrendt Kundenservice der Bayerischen Vermessungsverwaltung, Oberstabsfeldwebel a.D. Herman-Josef Adams früher Leiter der Kartenfimherstellung in der Navigationsunterstützungszentrale für fliegende Waffensysteme, Wirkl.Hofrat Prof. Dipl.-Ing. Franz Allmer Professor für Geschichte des Vermessungswesens (mittlerweile verstorben), Andreas Altenburger Webmaster des Lexikons der Wehrmacht, Robert Balsam Autor im Axis History Forum, Generalmajor a.D. Dr.-Ing. e.h. Kurt Beaujean Leiter des Militärtopographischen Dienstes der NVA (mittlerweile verstorben), Oberstleutnant a.D. Hans-Jörg Bölke früher Stabsoffizier Militärisches Geowesen der Luftwaffe, Ministerialrat i.R., Beigeordneter i.R. Dr.-Ing. Hans Busch Leiter des Luftwaffenvermessungsdienstes (mittlerweile verstorben), Karin Caulier-Eimbcke Witwe von Günter Caulier-Eimbcke, Dipl.-Ing. Peter W. Cohausz Luftfahrtkartensammler Archivist R. E. Cookson National Archives and Records Agency (NARA), Modern Military Records (NWCT2R), Textual Services Division, Constance Deschênes ehem. Fluglotsin, Expertin für die Landebahn auf der Berliner Ost-West-Achse, Dr.-Ing. Elke Dittrich Bauhistorikerin, Veronika Eisermann Landesarchiv Schleswig-Holstein, Dipl.-Volksw. Jürgen Espenhorst Kartographie-historischer Fachautor und Verleger (Pangaea-Verlag), Dipl.-Ing. Heinrich Gaenger Sohn von Heinrich Gänger, Dipl.-Ing. Manfred Gombel Ehrenmitglied und Mitglied des Kuratoriums des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum e.V., Ministerialdirigent i.R. Prof. Dr.-Ing. Franz Xaver Graf Vermessungslehrer der Luftwaffe (mittlerweile verstorben), Oberst a.D. Dr.-Ing. Rudolf Hafeneder Experte für Geschichte des Vermessungswesens, Oberstleutnant Ingo Handschuh Kasernen­kommandant in Murnau, Leitender Vermessungs­direktor i.R. Dipl.-Ing. Heinrich Hänschen Vermessungsbeamter der Reichs-Luftwaffe, später Amtsleiter in Wuppertal (mittlerweile verstorben), Werner Hengst Sohn von Gerhard Hengst, Prof. Dr. Bernd Hertle Studiendekan der Fakultät für Gartenbau und Lebensmitteltechnologie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Generalmajor a.D. Dr. Günter Hiemann Begründer des Militärtopographischen Dienstes der NVA-Luftstreitkräfte, Dr. Marion Hruschka Leiterin des Marktarchivs Murnau, Dipl.-Ing. Dirk Hubrich Experte für Geschichte des Karten- und Vermessungswesens des Heeres 1919-1945, Oberstleutnant a.D. Helmut Jäger Aufklärungsflugzeugführer in der Bundes-Luftwaffe, Experte für die Geschichte des Luftbildwesens, Verena Kleinschmidt Unternehmensarchiv und Bibliothek des Westermann-Verlags, Silke Körner Anglo-German Club e.V., Dipl.-Ing. Günther Koch Ruhestandsbeamter des bayerischen Landesamtes für Vermessung und Geoinformation, Ralf Kraak Redaktionsleiter der philatelistischen Arbeitsgemeinschaft Landkarten - Vermessung - Entdeckungsgeschichte der Erde, Johannes Lachmund Transportflugzeugführer in der Reichs-Luftwaffe, Kristina Mäder Stieftochter von Günter Caulier-Eimbcke, Oberstleutnant a.D. Dr. Karl-Joachim Mahncke Jagdbomberflugzeugführer in der Bundes-Luftwaffe, Stabsoffizier Militärisches Geowesen in der Luftwaffe, Astrid Mikoleietz Branden­burgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Referatsleiterin Dokumentation, Axel Oberdörfer Enkel von Hans Blumensaat, Barbara Oberdörfer Tochter von Hans Blumensaat, Dipl.-Ing. René Pfahlbusch Experte für Geschichte der Kartographie und des Militär­topo­graphi­schen Dienstes der NVA, Vera Pirl Bibliothek und Archiv des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie, Claudia Promnitz ullstein bild, Harald Rabeder Spezialist für das Luftbild- und Kartenwesen der deutschen Wehrmacht bezüglich Großbritannien und Malta, Michael Ramme Familienangehöriger von Curt Treitschke, Dr. Johanna Regnath Geschäftsführerin des Alemannischen Instituts Freiburg i.Br. e.V., Dipl.-Ing. Hans Riewendt Vermessungs­beamter der Reichs-Luftwaffe (mittlerweile verstorben), Dr. Oliver Sander Bundesarchiv, Leiter Bildreferat, Monica Spicker Tochter von Hellmut H. Schmid, Gerhard Thamm Fluglotse, Privatpilot, Geograph/Kartograph, Forschung/Entwicklung/Marketing- und Vertriebsleiter bei Jeppesen, Geschäftsführer bei versch. Luftfahrtunternehmen, Dipl.-Ing. Klaus Travniczek-Bayer Geschäftsstelle des Landesvereins Bayern im Deutschen Verein für Vermessungswesen, Jutta Vierschilling Mitarbeiterin des StOffzMilGeoLw Generalmajor a.D. Dr. Günter Voigt Stellvertretender Stabschef des Kommando Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der NVA, Berit Walter Bundesarchiv, Bildreferat, Oberstleutnant a.D. Ernst Willert Jagdflugzeugführer in der Bundes-Luftwaffe, Stabsoffizier Militärisches Geowesen in der Luftwaffe und Sigrid Winterfeld Tochter von Ernst Drechsel.

Technische Unterstützung beim Digitalisieren alter Karten erhielt ich von Manfred Berlingen und Wolfgang Brandes.

Auch den vielen, die meinen Anfragen ein offenes Ohr boten und Zeit und Mühe nicht scheuten, um mich zu unterstützen, auch wenn sie mir letzlich nicht helfen konnten, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

So sehr ich auf all diese Unterstützung angewiesen war und bin, so sehr bedaure ich auch, wenn meine Ansicht in einigen seltenen Fällen in Widerspruch zu bestehenden Meinungen gerät, vor allem wenn es sich um die Meinung von Personen handelt, die mich in besonderem Maße unterstützt haben.

Winfried Schrödter
Köln 1991-2013

Zum Teil I