Teil I: Die Anfänge der Fliegerkartographie und der Luftbildmessung
1888-1919

Anfänge der Fliegerkartographie

Hermann MoedebeckEine eigenständige Fliegerkartographie entstand im Rahmen der Entwicklung der Luftfahrt fast zwangsläufig. Es bedurfte aber einer Persönlichkeit, die über genügend Engagement und Fachwissen verfügte, um das volle Verständnis für ihre Notwendigkeit zu wecken: Oberstleutnant Hermann W. L. Moedebeck (1857-1910). In seinen fliegerkartographischen Arbeiten ist der Beginn militärgeographischer Der Begriff "Militärgeographie" soll hier gleichbedeutend mit dem Begriff "Militärisches Geowesen" als Oberbegriff aller Aufgaben und Tätigkeiten auf den Gebieten Karten-, (Luft-) Bildmess- und Vermessungswesen, Geographie und (z.T.) Geologie verstanden werden; er war damals noch nicht geboren. Tätigkeit für die Luftstreitkräfte zu sehen.

Moedebeck hatte sich aufgrund seiner Erfahrungen im Ballondetachement dieser Aufgabe angenommen, wurde aber letztlich nur von den zivilen Luftschiffern unterstützt. 1888 schlug er eine Luftfahrtkarte vor, die Hindernisse, Luftwege und Landemöglichkeiten enthalten sollte. Von 1906 datiert sein Vorschlag, rote Hindernissymbole auf der vorhandenen Landkarte zu verwenden Noch heute sind die Hindernisse in den Tiefflugkarten in Rot eingetragen!. 1907 wurde er zum Präsidenten der deutschen wie auch der internationalen Kommission für Luftschifferkarten gewählt. Das Erscheinungsjahr 1909 des Probeblatts "Cöln" seiner Luftschifferkarte 1:300.000 gilt als Geburtsjahr der heutigen Fliegerkarten. 54 Blätter dieses Maßstabs hätten Mitteleuropa abdecken sollen. Die mittlerweile zahlenmäßig bedeutsam gewordenen Motorluftschiffer und Flugmaschinenführer verlangten jedoch den Maßstab 1:200.000. Die Heeresluftschiffer beabsichtigten hingegen mit vorhandenen Landkarten 1:500.000 und 1:100.000 zu fahren, so dass eine militärische Forderung nach aeronautischen Karten zunächst nicht zustande kam und damit eine Förderung durch staatliche Mittel entfiel. Der Maßstabskonflikt, die Kostenfrage und schließlich der Tod Moedebecks ließen das Projekt scheitern. Quelle für dieses Kapitel: Albrecht 1974

Karten- und Luftbildwesen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Hier wird nur ein kurzer Abriss dieser Periode gegeben. Eine gründliche und ausführliche Bearbeitung des Themas gibt Jäger (Jäger 2007).

Die im Ersten Weltkrieg vor allem bei der Artillerie, bei den Vermessungs­truppen und in den Stäben angewandte Foto- (Lichtbild-) technik ließ eine ganze Organisation von Bildstellen entstehen, die sich vom Chef des Feldflugwesens bzw. Kriegsvermessungschef ausgehend über Stabsbildabteilungen (Stabia) beim Kommandeur der Flieger in den Armee-Stäben, Gruppen- und Divisions­bildstellen bis in die vordersten Linien vorschob Fink 1960 S. 394. Dazu kann man auch die Bild­auswerte­trupps der Feld­flieger­abteilungen zählen Albrecht 1969 S. 33ff.

Als Belege für deren kartogra­phische Arbeiten finden sich Eindrucke von Aufklärungs­ergebnissen in vorhandene Karten. Diese Karten dienten aber weniger den Fliegern als vielmehr den anderen Truppen und der Führung. Bemerkenswert ist, dass auch der Druck durch die Fliegertruppe selbst und nicht etwa durch Karten­druckereien der Vermes­sungs­truppen erfolgte. vgl. Abb.; das Kartenoriginal befindet sich im AGeoBw. Mehr über diese Karte...

Die Fliegertruppe setzte hierzu zunächst eine Carl Fink unterstellte fahrbare Bild- und Kartenstelle ein, die aus vier Eisenbahnwagen 4. Klasse bestand, die in Dunkel­kammer und Auswerte­räume umgewandelt worden waren. Ab Mai 1915 konnten mit Reihenbildner von Oberleutnant d.L. Oskar Messter großflächige Gebiete zusammen­hängend aufgenommen werden. Hierzu wurden Reihenbildzüge in Schwarmstärke, durchschnittlich drei Flugzeuge und später Fliegerabteilungen (Lb) aufgestellt. Fink 1960 S. 394f.

Im wesentlichen diente das sich entwickelnde Luftbildwesen für die Zwecke der Aufklärung und der artilleristischen Feuerleitung. Man erkannte aber auch die Bedeutung des Luftbildes für die Kartenberichtigung. Dies erforderte eine enge Zusammenarbeit der für Luftbildwesen bzw. Kartenwesen zuständigen Stellen. Im Stab des Kriegsvermessungschefs Major i.G. Boelcke wurde daher mit Carl Fink ein Flieger­offizier für Luft­bild­wesen vorgesehen, der gleichzeitig dem Chef des Feldflugwesens Major i.G. Thomsen zur Verfügung stand Fink 1960 S. 394; eine notwendige Doppelfunktion, die sich in ähnlicher Weise in der Bundeswehr wiederfinden wird StOffzMilGeoLw als MilGeo-Fachmann der Luftwaffe und Luftfahrt-Fachmann des MilGeo-Dienstes. Fink hatte als Leiter der Abteilung Fotografie (Fot) auch das übrige Foto- (Lichtbild-) wesen zu bearbeiten.

In der Heimat entstand als Zentralstelle für das Luftbildwesen unterhalb der Inspektion Gemäß der Reichsverfassung und den darauf fußenden Militärkonventionen Preußens mit den Bundesstaaten des Deutschen Reiches stand dem Kaiser im Frieden ein Inspektionsrecht über die Truppen der anderen deutschen Staaten zu, dessen Organe folglich die Inspektionen für die verschiedenen Waffengattungen waren. der Fliegertruppen das Luftbildkommando (Lubiko), das ab 03.10.1916 dem neu aufgestellten Kommandierenden General der Luftstreitkräfte - Abteilung Luftbild (AbtLtr Carl Fink Chef des Stabes des Kogenluft war der frühere Feldflugchef Thomsen geworden) - direkt unterstellt wurde. Das Kommando wurde am 25.04.1918 schließlich zur Inspektion des Lichtbildwesens erweitert Fink 1960 S. 395, Jäger 2007; Fink gibt noch die vorherige Bildung einer Inspektion des Luftbildwesens ab September 1917 an. Kommandeur des Lubiko und nachfolgend Inspekteur wurde Anfang Oktober 1917 Hauptmann Ernst Drechsel als Nachfolger von Rittmeister Fritsch, der sich sehr für Luftbilder interessierte Drechsel 1966 S. 86 und später zum Generalmajor und Leiter des Karten- und Bildplanwesens in dem neu geschaffenen Wehrmachtteil Luftwaffe aufrücken sollte. In seine Zeit fällt die erste (und einzige) Gesamtsitzung der "Obersten militärischen Vermessungsstelle im Deutschen Reiche und in seinen Schutzgebieten" vom 25.02. bis 01.03.1918 Tagungsfoto (12 MB), Tagungsfoto mit Namen (12 MB), Quelle: OMV, auf der er die I.d.Licht. Falsche Abkürzung I.d.Lich. in der Teilnehmerliste und zugleich den Kogenluft also war wohl der Kogenluft der Vorgesetzte des Inspekteurs vertritt. Im Dezember 1918 übergab er das Kommando an seinen Nachfolger, Hauptmann Bernhard Kühl; er hatte genug vom Barras. Drechsel 1966 S. 88

 

Der folgende Teil II zeigt, dass es trotz eines gleitenden Übergangs vom Militär des Kaiserreichs zum Militär der Weimarer Republik auf dem Gebiet der Luftstreitkräfte und des Bildwesens aufgrund des Vertrags von Versailles zunächst einen erheblichen Einschnitt gab.

Zum Teil II