Schönau

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Schönau (Dortmund) in der Wikipedia

Die Gartenstadt-Bewegung

Anfang des 20. Jahrhunderts war in Deutschland, insbesondere in Dortmund die Wohnungsnot sehr groß. Es wurden dringend Flächen gesucht, auf denen Wohnungen erstellt werden konnten. Auch war es notwendig, dass diese Wohnungen preiswert waren. Um dies zu erfüllen war es notwendig, die wenigen Bauvorhaben der Stadt aus den Ballungszonen der Städte an die Randgebiete zu verlegen. Daraus entstand eine Gartenstadtbewegung, welche zurückging auf den Engländer E. Howard.

Im Rahmen der Wirtschaftssoziologie hatte Howard 1898 ein städtebaulich-sozialreformerisches Programm formuliert. Ziel war die Entlastung der Großstädte durch neue, kleine, ökonomisch selbständige Städte mit zahlreichen Grünanlagen.

Aufgrund diese Theorien entstand in Deutschland eine Gartenstadtbewegung unter der Schirmherrschaft von Prinzessin Cecilie. Es bildeten sich Gartenstadtgenossenschaften, welche sich zu Provinzialverbänden zusammen schlossen und Siedlungen am Rande der Städte erbauten. Einer dieser Siedlungen ist

Die Gartenstadt Schönau

Am 01.Juni 1911 trafen sich in der Gaststätte Berghoff am Körnerplatz interessierte Dortmunder, die dem Projekt einer Gartenstadt im Dortmunder Süden ein Gesicht geben wollten. Es sollte eine Siedlung geschaffen werden, welche als Genossenschaft betrieben werden sollte. Am 12.06.1911 wurde eine Satzung erstellt, und am folgenden Tag wurde die Siedlungsgenossenschaft beim Amtsgericht eingetragen. Die fünfzehn (durchweg männlichen) Teilnehmer gaben diesem Projekt den Namen "Gartenstadt Dortmund Schönau".

Nun tauchte das erste Problem auf. Das zur Bebauung vorgesehene Stück Land nördlich von Klein Barop und westlich der Emscher wurde dem Gustav Poth aus Dorstfeld abgekauft, einem Brennerei- und Hefefabrikbesitzer. Dieses Land gehörte zu Klein Barop. Klein Barop aber gehörte zum Amt Barop und somit zum Landkreis Hörde. Deshalb war natürlich der Name "Dortmund" nicht passend. Der Protest des Amtes Barop führte dazu, dass der Namensteil "Dortmund" im Namen gestrichen wurde und die Siedlung sich als "Gartenstadt Schönau" bezeichnete.

Ein weitere Probleme waren zu lösen. 1911 gab es noch keine Emscherregulierung in diesem Gebiet, ein Grund, warum das Land von Zeit zu Zeit unter Wasser stand, was die Arbeiten behinderte. Weiterhin waren auf diesem Gebiet Wasseradern zu finden. Das tiefer liegende Gartenland wurde auch dadurch häufig zu Sumpfland. Selbst heute noch machen sich diese Wasseradern bemerkbar, indem sie das tiefer gelegene Land unter Wasser setzen, insbesondere bei starkem Regenfall.

Der erste Bauabschnitt

Nachdem im Vorfeld diese Probleme gelöst waren, ging die Planung voller Elan weiter. Es musste eine Finanzierung für dieses Projekt gefunden werden. Der erste Schritt war der Beitritt zum Verband Westfälischer Genossenschaften. Nun konnte die Landesversicherungsanstalt Westfalen die Häuser beleihen und stellte dafür 81.000 Goldmark in Aussicht, welche aber nur in der Höhe von 54.100 Goldmark abgerufen wurden. Zusätzlich wurden noch von der Landesbank 50.000 Goldmark zu einem niedrigen Zinssatz zur Verfügung gestellt. Das Amt Barop übernahm dafür die Bürgschaft. Zum Gelingen dieses Projektes hat der Direktor der Westfälischen Heimstätten GmbH Heinrich Vormbrock maßgeblich beigetragen.

Die erste Planung sah vor, dass 53 Einfamilienhäuser, davon 19 Einzel- und 17 Doppelhäuser, erbaut werden sollten. Eine Besonderheit sollte das „Casino“ werden, eine Gaststätte, welche für die Bewohner ein zentraler Ort sein sollte, neben einem kleinen Kaufhaus. Recht optimistisch ging die Planung weiter, insbesondere als die Bauaufsicht an eine Dortmunder Firma vergeben wurde, welche einen Schweizer Baustil bevorzugt, der dieser Siedlung ein „schönes“ Bild geben würde.

Am Vorabend des ersten Weltkrieges wurde trotz der Zusagen die Finanzierung immer schwieriger. Die Planungen zeigten, dass die Kosten für Bau, Geländekauf und Straßenbau die geplanten Kosten überschreiten würden. Weitere Bereitstellungen durch Hypotheken konnten nicht gefunden werden. Also versuchte man einen Teil des Geländes an den Fabrikanten Poth in Dorstfeld zurückzugeben. Leider kam es zu keinem Ergebnis. Das brachte die Landesbank dazu, eine weitere Beleihung abzulehnen, zumal die kleineren Häuser nicht nach den Vorschriften erbaut wurden und um einiges teurer wurden als geplant. Aufgrund dieser Fehlentwicklung wurde dann auch noch die Bürgschaft des Amtes Barop zurückgezogen.

Trotzdem ging es weiter.

Die angespannte wirtschaftliche Lage der Genossenschaft wurde verstärkt durch Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Viele Häuser standen leer und wurden nicht verkauft. Der Genossenschaft fehlte es an Barmitteln, zumal auch die Mieten nur spärlich flossen. Die Arbeit der Genossenschaft wurde auch dadurch beeinträchtigt, dass viele der Mitglieder zum Militär eingezogen wurden.

Aber es mussten Barmittel aufgetrieben werden, um die Arbeiten fortzusetzen. Also wurden die Brachflächen zum Kauf angeboten, um wenigstens die Forderungen des Fabrikanten Poth zu erfüllen.

Nur eine Kriegsverordnung der damaligen Regierung rettete die Genossenschaft vor dem Aus. Ein Konkurs schien unvermeidlich, zumal der Beschluss zur Auflösung der Genossenschaft schon gefasst war. Der im Aufsichtsrat sitzende Johannes Hackstein nahm nach seiner Wahl zum Vorstand das Heft in die Hand, um den „Karren“ aus dem Dreck zu fahren. Es sollte ihm gelingen, eine Sanierung der Genossenschaft und ihrer Finanzen durchzuführen und damit den Grundstein für den zweiten Bauabschnitt zu legen.

Der zweite Bauabschnitt

Dieser zweite Bauabschnitt sollte nach dem ersten Weltkrieg folgen. Die Voraussetzungen waren gut; die Genossenschaft hatte sich etwas erholt und die Geldgeber hatten wieder Vertrauen zu diesem Projekt. Das Amt Barop übernahm wieder eine Bürgschaft und die Genossenschaft konnte dank dieser positiven Umstände wieder Mitglieder dazugewinnen. Eine weitere Freude für die Genossenschaft war, dass eine Zusage über Zuschüsse des Staates vorlagen, für 10 Häuser. Es sollten aber 40 Häuser errichtet werden.

Schon bald tauchten wieder Probleme auf. Durch die beginnende Inflation und dem damit verbundenen Kaufkraftverlust verzögerten sich die Bauarbeiten, und die Baukosten erreichten unkalkulierbare Höhen. Als Lösung erschien den Planern, das Projekt in Selbsthilfe weiter zu betreiben, zumal es dafür genügend Bauwillige gab. Mit dieser Lösung war auch die westfälische Heimstätten GmbH einverstanden; sie übernahm das Bauprogramm und sorgte für die notwendige Finanzierung.

Scheinbar waren nun alle Probleme behoben, so dass man auf dem Güterbahnhofsgelände in Barop einen Bauhof einrichten konnte. Die Baustoffe wurden sodann mit einer Loren-Bahn nach Schönau gefahren.

Welche Leistung hier vollbracht wurde, können wir in der heutigen Zeit kaum ermessen. Es gab noch keine Baumaschinen; so wurde der Speis vor Ort gemischt mit Wasser aus dem Rüpingsbach. Auch waren die meisten „Handwerker“ ungelernt, weshalb diese Leistung besonders gewürdigt werden muss. Aber diese Leistung zahlte sich aus, und Ende 1923 waren die ersten 10 Häuser des zweiten Bauabschnittes fertiggestellt.

Das Ende des zweiten Bauabschnittes war natürlich mit einem Zuzug an neuen Bürgern verbunden, welche eine Versorgung der Siedlung notwendig machten. Fahrende Händler aus Barop kamen zunächst regelmäßig in den Ort. Als erstes wurde dann durch einen Privatmann ein kleines Lebensmittelgeschäft eröffnet, welches sich aber nicht lange hielt. Ein weiterer Laden für Tabak, Schreibwaren sowie Flaschenbier wurde eröffnet, sogar eine kleine Ecke mit Spielzeug war eingerichtet. Dieser kleine Laden hielt sich sehr lange, da viele seiner Waren im vorhandenen Konsum nicht angeboten wurden. Die Gartenstadt Schönau sollte noch einige Geschäfte erleben. Neben einem Herrenfriseur gab es auch einen Damenfriseur, ebenso einen Schuhmacher, einen Milchhändler und Käsehändler. Neben einem kleinen Handwerksbetrieb gab es natürlich auch einen Elektriker.

Es wurde auch eine Erste-Hilfe-Station eingerichtet. Träger war der Arbeiter-Samariter-Bund. Für die Schönauer war dies eine segensreiche Einrichtung. Diese Erste-Hilfe-Station war deshalb wichtig, insbesondere für Kinder und alte Leute, da die nächste Erste-Hilfe-Station in Hombruch, im Marien-Hospital zu finden war. Dies war eine beträchtliche Entfernung für Jung und Alt. Leider wurde diese Einrichtung 1933 von den neuen Machthabern geschlossen, da sie ein „Produkt“ der Gewerkschaft war. Ersatz wurde durch zwar das Rote Kreuz gestellt, aber kostenpflichtig. Es gab zu dieser Zeit in Schönau auch schon einen Arzt, aber der war auch kostenpflichtig.

Aber es gab auch das:

Das Casino

Das Casino sollte der Mittelpunkt gartenstätischer Geselligkeit in Schönau werden. Das eigentliche Haus war ein Bauwerk aus der Phase des ersten Bauabschnittes. Im unteren Bereich befanden sich Terrasse, Gastraum und Gesellschaftszimmer. Im oberen Bereich war die Wohnung des ersten Pächter Edwin Süß.


Viele Vereine erfuhren hier ihre Gründung. Es wurde neben seiner Eigenschaft als Treffpunk auch sehr schnell zu einem beliebten Ausflugziel. Das Casino war eine Baumaßnahme, welche sich für die Gartenstadt Schönau ausgezahlt hat.

Nach der Fertigstellung des angebauten Saales 1926 konnten die Schönauer hier ihre Festlichkeiten abhalten. Der Saal war ein architektonisches gelungenes Bauwerk. Er war sowohl innen als auch außen sauber gearbeitet. Der Innenbereich war mit Holzdecken aus verschiedenen Profilen in Kassetten-Ausführung versehen. Zusätzlich wurden im unteren Bereich eine Kegelbahn sowie eine Garderobe und modernste Toiletten angelegt.

Heute ist das Casino ein Wohnhaus.

Der dritte Bauabschnitt

Mit Fertigstellung des Saales war ein weiterer positiver Abschnitt in Schönau erfolgt. Es war aber noch eine Option offen. Viele der Helfer hatten sich für ein Haus eingetragen, und die Genossenschaft wollte diese Wünsche auch erfüllen. Es wurde nun der dritte Bauabschnitt in Angriff genommen. In der Planung waren 6 Doppelhäuser und ein Einzelhaus. Gebaut werden sollten 3 Doppelhäuser in der heutigen Uferstr und die anderen nördlich der Gartenstraße.

Erster Akt war die Beschaffung von neuem Kapital. Die Preußische Landespfandbriefanstalt stellte eine Beleihung in Aussicht.

Bei diesem Bauabschnitt wurde keine Selbsthilfe in Anspruch genommen, sondern es wurden Unternehmen beauftragt. Alles stand unter der Bauleitung von Architekt Schlichtherle aus Hombruch. Bei diesem Zusammenspiel war es nicht verwunderlich, dass die Gebäude günstiger erstellt werden konnten und auch qualitativ besser wurden.

Mit der Übergabe dieser Gebäude hatte die Genossenschaft einen Bestand von 120 Häusern. Sie besaß aber noch einige Grundstücke, welche jetzt verkauft wurden, um wieder flüssig zu werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Genossenschaft kein Interesse, mehr Häuser zu bauen.

Am Ende des dritten Bauabschnittes wurde 1929 die Gartenstadt Schönau nach Dortmund eingemeindet. Daraus ergab sich eine Namensänderung. Schönau hieß, wie zuerst bei der Gründung, wieder Gartenstadt Dortmund-Schönau.

Mit dem Jahr 1929 machten sich die ersten Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise bemerkbar. Zwar hatte die Genossenschaft ihre Ziele erreicht, aber es waren noch viele Lücken zu schließen, auf denen private Bauherren bauen wollten.

Die Erwerbslosigkeit wurde immer größer und das Geld immer knapper. Deutschland hatte fast sieben Millionen Arbeitslose und eine sehr große Zahl an Kurzarbeitern. Natürlich war davon auch Schönau betroffen. Viele Häuser blieben lange im Rohbau stehen. Das Einkommen war nicht mehr vorhanden, und viele Schönauer wurden gezwungen, ihre Wohnungen zu teilen und einen Untermieter aufzunehmen. Dadurch stieg natürlich die Bevölkerungszahl in Schönau nochmals deutlich an.

Achtung: Dieser Artikel ist noch nicht vollständig.