1. September 1948

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

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1.9. Ein Heimkehrertransport. Wieder nur Kranke und Schwache. – Außer Benno von Knobelsdorff haben wir unter uns Offizieren nur noch einen aus hohem Adel: Franz Graf von Spee. Eines Abends kommen wir in der Unterhaltung auf die Rauchgewohnheiten der Frauen zu sprechen, und ich erkläre: „Frauen, die Zigarren rauchen, finde ich ziemlich komisch.“ Da sagt Graf Spee: „Wieso? Meine Mutter raucht zum Beispiel Pfeife!“

Ein Taufschein-Katholik erzählt, wie er sich jedesmal beim Betreten eines Bauernhauses in Polen deutlich bekreuzigte, woraufhin er von den frommen katholischen Frauen und Mütterchen immer gastlich bewirtet wurde.

Noch widerlicher waren die Sex-Geschichten eines Landsers, der sich mal in unseren Kreis gedrängt hatte. Das wäre ein interessanter Fall für die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Gesicht und Seele gewesen: Der Mann hatte die Physiognomie wie ein Schwein. Sein Gesicht war der Spiegel seiner Seele.

Wir haben noch einen SS-Mann unter uns. Zurzeit sitzt er wieder einmal im Karzer, weil er wieder einmal gegen einen Russen frech geworden war. Er ist groß und kräftig und absolut furchtlos. Der Karzer, ein winziges Einraum-Häuschen, steht mitten im Hof des Lagers und ist mit Stacheldraht umgeben. Ein Minigefängnis im Gefängnis. Wenn wir morgens zur Arbeit ausrücken, sitzt er am verdrahteten Fenster und winkt uns zu.

Wenn der russische Arzt nicht da ist, kann niemand krank geschrieben werden. Der deutsche Arzt darf es nicht, und Kranke müssen dann zur Arbeit. Für den ••• S. 338 •••Russen ist nur der krank, der Fieber hat. Andere Krankheitssymptome zu erkennen, übersteigt vielleicht seine diagnostischen Fähigkeiten.

Jeder Feiertag, der auf einen Wochentag fällt, wird sonntags nachgearbeitet. – Der deutsche Arzt versucht, eine Liste der Verstorbenen zu führen. – Die Männer fangen wieder an, uns Offiziere mit „Sie“ anzureden. – „Faschist“ ist für die Russen das größte und meist gebrauchte Schimpfwort.

••• S. 338 (unverändert, nur weiter unten): Abschnittt von hinter 12.10.48 hierher vorgezogen •••September 1948. Im Lager wird eine Delegation des „Demokratischen Frauenbundes“ aus der SBZ erwartet. Schon Tage vorher wird geputzt und geschmückt. Am Rand des Lagerplatzes werden Blumenrabatten angelegt. Der gelbe Sand wird umgegraben und mit blühenden Kräutern bepflanzt, die die Holzfäller aus dem Wald mitgebracht haben. Ein Waldkommando hat sogar ein paar kleine Birken mitgebracht, die ebenfalls eingepflanzt werden. Zum Schluss wird alles tüchtig begossen. Der bisher kahle Sandplatz sieht jetzt wirklich freundlich aus. Er schafft eine Atmosphäre von besinnlicher Ruhe, Zufriedenheit, bescheidenem Kurgarten. Man muss es dem Russen lassen: Täuschung und Potemkinsche Dörfer bauen ist seine große Stärke. Der freundliche Anblick des Lagerplatzes wird seine Wirkung auf das frauliche Gemüt der roten Weiber bestimmt nicht verfehlen. – Sie kommen. Sie sind interessiert und freundlich und sprechen mit den Landsern. Natürlich weichen die Russen nicht von ihrer Seite. Und was kann dieser Kriegsgefangene den Frauen schon sagen, die morgen wieder fort sind, während der Gefangene den Russen dann ausgeliefert ist? Und was wissen diese einfachen Frauen schon von der Verschlagenheit und propagandistischen Geschicklichkeit der Russen! Noch dazu bei der marxistischen Gesinnung dieser Frauen, für die der Russe ohnehin der vorbildliche große Bruder ist! – Nun sind die Frauen wieder weg, und der ganzen Blütenzauber auch. Selbst bei liebevollster Pflege kann sich in diesem Sand keine Blume halten, zumal es schon September ist. Auch die Birken vertrocknen schon. Der Platz zeigt wieder sein wahres Gesicht: Öde, einsam, trostlos.


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