12. Oktober 1948
12.10.48. Der Russe schenkt für gute Arbeitsleistungen Anzüge, Schuhe und Socken. Aber bei der nächsten Filzung nimmt er sie wieder weg!
Auf einer Wiesenfläche im östlichen Stadtrandgebiet, auf der schon ein zweistöckiges Wohnhaus steht, sollen wir die Fundamente für ein weiteres Wohnhaus setzen . Bei unserer Ankunft hatte der russische Natschalnik schon die 4 Ecken markiert, die die Grundfläche des Hauses angeben. Meine Brigade beginnt nun, an diesen 4 Ecken den Boden auszuheben, etwa 1 1/2 m tief. Ein paar Tage später beginnen wir, diese Gruben mit einer Mischung von Zement und Backsteinen auszufüllen. Natürlich ist der Zement wieder einmal viel zu knapp, und wir müssen die Mischung „strecken“, indem wir immer mehr Backsteine hinzutun. Mir ist gar nicht wohl dabei, aber der Natschalnik ermuntert mich und wirft selbst noch eigenhändig immer mehr Steine dazu. Schließlich ist die Grube voll, und die Oberfläche wird noch mit einer Schicht Zement geglättet. Das Fundament ist fertig. Morgen kommt die nächste Ecke dran. Lieber Gott, lass mich in Deutschland sein, wenn dieses Haus zusammenbricht.
Neben unserer Baustelle ist ein Magazin. Es liegt an der Straße, einem Sandweg. Ich gehe mal hinein, um etwas zu kaufen. Drinnen stehen zwei Juden, die sich auf jiddisch unterhalten. Aber als ich eintrete, verstummen sie.
Ein Problem auf dieser Baustelle war das Klo. Es war die übliche Bretterbude mit mehreren Sitzlöchern und stand am Ende des Grundstücks. Es gehörte zu dem bereits fertigen Wohnhaus. Leider war dieses Klo unbenutzbar, denn es war bis zum Rand gefüllt. Deshalb hatten die Benutzer begonnen, sich neben das Häuschen zu setzen. Aber bald war auch die Umgebung bedeckt, und diese Fläche breitete sich immer weiter zum Wohnhaus hin aus. Deshalb hatten die Leute inzwischen Backsteine zwischen die Häufchen gelegt, um auf diesen Trittsteinen bis in die Nähe des Klos zu gelangen. Eine interessante Parallele zu dem Direktoren-Klo in Smolensk. Es fehlen eben häufig die Wasserleitungen. – 16 Jahre später höre ich von Krim-Touristen, die sich über dieselben unhygienischen Verhältnisse in den Badeorten der Krim beschwerten.
Unsere 6-köpfige Brigade wurde von dieser Baustelle abgezogen, bevor die Fundamente fertig waren.••• S. bleibt gleich; der folgende Abschmitt wurde an den 1.9.48 angehängt. •••
Wir hören im Radio: Deutschland im Weltgewerkschaftsbund! „6 Millionen reichen sich die Bruderhand!“[1] Und hier werden wir geschlagen, als Faschisten beschimpft und in Gefangenschaft festgehalten.
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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang |
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Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente |
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1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen |
- ↑ Die Aufnahme erfolgte zum 01.10.1948 gem. Neues Deutschland vom 27.02.1949 (Publikation also auch noch Monate später!); die Zahl von 6 Mill. passt zu Rede von George Mavrikos am 24.10.2013, S. 17