1948/März/28: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Westmärker Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 8: Zeile 8:
 
1. Osterfeiertag (28.03.1948<ref>katholisches Osterfest; das orthodoxe am 02./03.05.1948 kommt wegen der folgenden Daten nicht in Frage</ref>): Waggons beladen (mit dem Versprechen, dass diese Arbeit gutgeschrieben wird).
 
1. Osterfeiertag (28.03.1948<ref>katholisches Osterfest; das orthodoxe am 02./03.05.1948 kommt wegen der folgenden Daten nicht in Frage</ref>): Waggons beladen (mit dem Versprechen, dass diese Arbeit gutgeschrieben wird).
  
{{S|311: Einschub Ausschnitt aus dem Originaltext des {{Da|1946/November/6}}}}<!--Es ist wieder Ostern. -->Schon im vergangenen Jahr ''(am 13. oder 14.04.1947)'' war ich auf dem [[w:ru:Тихвинское кладбище (Смоленск)|Friedhof, der neben unserem Lager]] auf der anderen Straßenseite ''lag''<!--liegt-->. Es waren viele Menschen dort. Sie hatten weiße Tücher über die Grabhügel gelegt und brennende Kerzen aufgestellt. Dann saßen sie um das Grab herum {{S|312}}und nahmen eine Mahlzeit ein. Ich sah auch einen russischen Offizier auf einem der Wege. Wenn man die Leute darum bat, erhielt man ebenfalls etwas zu essen. Ostermahl und Osterfriede unter den Menschen.
+
{{S|311: Einschub Ausschnitt aus dem Originaltext des {{Da|1946/November/6}}}}Es ist wieder Ostern. Schon im vergangenen Jahr ''(am 13. oder 14.04.1947)'' war ich auf dem [[w:ru:Тихвинское кладбище (Смоленск)|Friedhof, der neben unserem Lager]] auf der anderen Straßenseite ''lag''<!--liegt-->. Es waren viele Menschen dort. Sie hatten weiße Tücher über die Grabhügel gelegt und brennende Kerzen aufgestellt. Dann saßen sie um das Grab herum {{S|312}}und nahmen eine Mahlzeit ein. Ich sah auch einen russischen Offizier auf einem der Wege. Wenn man die Leute darum bat, erhielt man ebenfalls etwas zu essen. Ostermahl und Osterfriede unter den Menschen.
  
 
In diesem Jahr verließ ich also die ''Arbeits''stelle, um den Friedhof dieser Gegend aufzusuchen. Es war nicht weit, aber es war schon etwas spät. Ich beeilte mich und begann in dem dicken russischen Wintermantel zu schwitzen. Ich kam trotzdem zu spät. Die letzten Besucher verließen schon den Friedhof. Nur an einem Grab saß noch eine einsame Frau. Sie hatte nichts mehr zu essen, aber sie gab mir einen Rubel. Nachher kam ich mir etwas schäbig vor. Ich hätte dieser armen Frau den Rubel lassen sollen.<ref>Diese Erzählung vom Friedhofsbesuch an zwei verschiedenen Osterfesten gibt Rätsel auf, nicht nur dadaurch, dass sie mitten in den Dezember 1946, also die Smolensker Zeit, eingeschoben ist. Der Autor war nur zu Ostern 1947 in Smolensk, da er am {{Da|1946/Juli/14}}, schon lange nach Ostern, aus Salaspils kommend dort eintraf und am {{Da|1948/März/15}}, gerade noch vor dem katholischen Osterfest am 28.03. (bzw. dem orthodoxen am 02.05.) nach Borissow verlegt wurde. Die Friedhöfe von Salaspils waren 2 km vom Lager entfernt und keineswegs "neben dem Lager"; sie kommen daher für den ersten Friedhofsbesuch nicht in Frage. In Smolensk war tatsächlich der [[w:ru:Тихвинское_кладбище_(Смоленск)|Friedhof Tichwin]] gegenüber dem Lager "auf der anderen Straßenseite", so dass für den ersten Friedhofsbesuch der erste Ostertag 1947, {{Da|1947/April/13}} anzunehmen wäre. In Smolensk mag Ostern auf einer Baustelle nahe der Kathedrale gearbeitet worden sein, unter Berücksichtigung der Textplazierung vielleicht auf der unter dem {{Da|1946/Dezember/10}} beschriebenen, von wo der Friedhof Klinok {{gerade|(Клинок)}} 1,5 km entfernt ist, so dass der zweite Friedhofsbesuch nicht ein Jahr, sondern nur einen Tag später dort stattgefunden haben könnte; aber der Autor hätte nach dem Friedhofsbesuch ohne Bewachung 5,5 km durch die ganze Stadt ins Lager zurücklaufen müssen. Ist das vorstellbar? Wäre das nicht zumindest erwähnt worden? In Borissow wurde Ostern an der Rampe im Lager gearbeitet, nicht auf einer Baustelle, aber der nächstgelegene Friedhof ist nur 2 km vom Lager entfernt. Der der zweite Friedhofsbesuch hat also eher in [https://www.blagobor.by/hram/rozhdestva Borissow] stattgefunden. Dafür gibt es zwar auch keine weiteren Anhaltspunkte. Der weist Autor aber in seinem [[1945/Mai/8#Vorwort|Vorwort zum Zweiten Buch]] ausrücklich darauf hin, dass er möglicherweise Zeitangaben von Geschehnissen und deren Orten durcheinandergebracht hat. Der Einschub der Oster-Erzählung in den November ist ein deutliches Beispiel für einen solchen Fehler und daher kein sicherer Anhaltspunkt für die richtige Datierung. Aufgrund dieser Erwägungen hat der Herausgeber sich für die Variante „erster Friedhofsbesuch in Smolensk, zweiter Friedhofsbesuch in Borissow“ entschieden. - Es könnte sich übrigens statt Ostern auch um das Fest {{w|Radunitsa}}, zwei Wochen nach Ostern, handeln; während der Sowjetzeit geriet diese Tradition allerdings in Vergessenheit ([[w:ru:Радоница|Wikipedia]]).</ref>{{S|312: Ausschnitt Ende}}
 
In diesem Jahr verließ ich also die ''Arbeits''stelle, um den Friedhof dieser Gegend aufzusuchen. Es war nicht weit, aber es war schon etwas spät. Ich beeilte mich und begann in dem dicken russischen Wintermantel zu schwitzen. Ich kam trotzdem zu spät. Die letzten Besucher verließen schon den Friedhof. Nur an einem Grab saß noch eine einsame Frau. Sie hatte nichts mehr zu essen, aber sie gab mir einen Rubel. Nachher kam ich mir etwas schäbig vor. Ich hätte dieser armen Frau den Rubel lassen sollen.<ref>Diese Erzählung vom Friedhofsbesuch an zwei verschiedenen Osterfesten gibt Rätsel auf, nicht nur dadaurch, dass sie mitten in den Dezember 1946, also die Smolensker Zeit, eingeschoben ist. Der Autor war nur zu Ostern 1947 in Smolensk, da er am {{Da|1946/Juli/14}}, schon lange nach Ostern, aus Salaspils kommend dort eintraf und am {{Da|1948/März/15}}, gerade noch vor dem katholischen Osterfest am 28.03. (bzw. dem orthodoxen am 02.05.) nach Borissow verlegt wurde. Die Friedhöfe von Salaspils waren 2 km vom Lager entfernt und keineswegs "neben dem Lager"; sie kommen daher für den ersten Friedhofsbesuch nicht in Frage. In Smolensk war tatsächlich der [[w:ru:Тихвинское_кладбище_(Смоленск)|Friedhof Tichwin]] gegenüber dem Lager "auf der anderen Straßenseite", so dass für den ersten Friedhofsbesuch der erste Ostertag 1947, {{Da|1947/April/13}} anzunehmen wäre. In Smolensk mag Ostern auf einer Baustelle nahe der Kathedrale gearbeitet worden sein, unter Berücksichtigung der Textplazierung vielleicht auf der unter dem {{Da|1946/Dezember/10}} beschriebenen, von wo der Friedhof Klinok {{gerade|(Клинок)}} 1,5 km entfernt ist, so dass der zweite Friedhofsbesuch nicht ein Jahr, sondern nur einen Tag später dort stattgefunden haben könnte; aber der Autor hätte nach dem Friedhofsbesuch ohne Bewachung 5,5 km durch die ganze Stadt ins Lager zurücklaufen müssen. Ist das vorstellbar? Wäre das nicht zumindest erwähnt worden? In Borissow wurde Ostern an der Rampe im Lager gearbeitet, nicht auf einer Baustelle, aber der nächstgelegene Friedhof ist nur 2 km vom Lager entfernt. Der der zweite Friedhofsbesuch hat also eher in [https://www.blagobor.by/hram/rozhdestva Borissow] stattgefunden. Dafür gibt es zwar auch keine weiteren Anhaltspunkte. Der weist Autor aber in seinem [[1945/Mai/8#Vorwort|Vorwort zum Zweiten Buch]] ausrücklich darauf hin, dass er möglicherweise Zeitangaben von Geschehnissen und deren Orten durcheinandergebracht hat. Der Einschub der Oster-Erzählung in den November ist ein deutliches Beispiel für einen solchen Fehler und daher kein sicherer Anhaltspunkt für die richtige Datierung. Aufgrund dieser Erwägungen hat der Herausgeber sich für die Variante „erster Friedhofsbesuch in Smolensk, zweiter Friedhofsbesuch in Borissow“ entschieden. - Es könnte sich übrigens statt Ostern auch um das Fest {{w|Radunitsa}}, zwei Wochen nach Ostern, handeln; während der Sowjetzeit geriet diese Tradition allerdings in Vergessenheit ([[w:ru:Радоница|Wikipedia]]).</ref>{{S|312: Ausschnitt Ende}}

Version vom 17. Oktober 2021, 02:42 Uhr

Kapitel‑Finder

Kalendernavigation ab 1946 1947-07.jpg

Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO INFO
Smolensk, Friedhof Tichwin Karte — map
(Smolensk, Friedhof Klinok) Karte — map
Borissow, Friedhof bei der Geburtskirche Karte — map

1. Osterfeiertag (28.03.1948[1]): Waggons beladen (mit dem Versprechen, dass diese Arbeit gutgeschrieben wird).

••• S. 311: Einschub Ausschnitt aus dem Originaltext des 6.11.46 •••Es ist wieder Ostern. Schon im vergangenen Jahr (am 13. oder 14.04.1947) war ich auf dem Friedhof, der neben unserem Lager auf der anderen Straßenseite lag. Es waren viele Menschen dort. Sie hatten weiße Tücher über die Grabhügel gelegt und brennende Kerzen aufgestellt. Dann saßen sie um das Grab herum ••• S. 312 •••und nahmen eine Mahlzeit ein. Ich sah auch einen russischen Offizier auf einem der Wege. Wenn man die Leute darum bat, erhielt man ebenfalls etwas zu essen. Ostermahl und Osterfriede unter den Menschen.

In diesem Jahr verließ ich also die Arbeitsstelle, um den Friedhof dieser Gegend aufzusuchen. Es war nicht weit, aber es war schon etwas spät. Ich beeilte mich und begann in dem dicken russischen Wintermantel zu schwitzen. Ich kam trotzdem zu spät. Die letzten Besucher verließen schon den Friedhof. Nur an einem Grab saß noch eine einsame Frau. Sie hatte nichts mehr zu essen, aber sie gab mir einen Rubel. Nachher kam ich mir etwas schäbig vor. Ich hätte dieser armen Frau den Rubel lassen sollen.[2]••• S. 312: Ausschnitt Ende •••


— nächstes Datum — next date →

Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. katholisches Osterfest; das orthodoxe am 02./03.05.1948 kommt wegen der folgenden Daten nicht in Frage
  2. Diese Erzählung vom Friedhofsbesuch an zwei verschiedenen Osterfesten gibt Rätsel auf, nicht nur dadaurch, dass sie mitten in den Dezember 1946, also die Smolensker Zeit, eingeschoben ist. Der Autor war nur zu Ostern 1947 in Smolensk, da er am 14.7.46, schon lange nach Ostern, aus Salaspils kommend dort eintraf und am 15.3.48, gerade noch vor dem katholischen Osterfest am 28.03. (bzw. dem orthodoxen am 02.05.) nach Borissow verlegt wurde. Die Friedhöfe von Salaspils waren 2 km vom Lager entfernt und keineswegs "neben dem Lager"; sie kommen daher für den ersten Friedhofsbesuch nicht in Frage. In Smolensk war tatsächlich der Friedhof Tichwin gegenüber dem Lager "auf der anderen Straßenseite", so dass für den ersten Friedhofsbesuch der erste Ostertag 1947, 13.4.47 anzunehmen wäre. In Smolensk mag Ostern auf einer Baustelle nahe der Kathedrale gearbeitet worden sein, unter Berücksichtigung der Textplazierung vielleicht auf der unter dem 10.12.46 beschriebenen, von wo der Friedhof Klinok (Клинок) 1,5 km entfernt ist, so dass der zweite Friedhofsbesuch nicht ein Jahr, sondern nur einen Tag später dort stattgefunden haben könnte; aber der Autor hätte nach dem Friedhofsbesuch ohne Bewachung 5,5 km durch die ganze Stadt ins Lager zurücklaufen müssen. Ist das vorstellbar? Wäre das nicht zumindest erwähnt worden? In Borissow wurde Ostern an der Rampe im Lager gearbeitet, nicht auf einer Baustelle, aber der nächstgelegene Friedhof ist nur 2 km vom Lager entfernt. Der der zweite Friedhofsbesuch hat also eher in Borissow stattgefunden. Dafür gibt es zwar auch keine weiteren Anhaltspunkte. Der weist Autor aber in seinem Vorwort zum Zweiten Buch ausrücklich darauf hin, dass er möglicherweise Zeitangaben von Geschehnissen und deren Orten durcheinandergebracht hat. Der Einschub der Oster-Erzählung in den November ist ein deutliches Beispiel für einen solchen Fehler und daher kein sicherer Anhaltspunkt für die richtige Datierung. Aufgrund dieser Erwägungen hat der Herausgeber sich für die Variante „erster Friedhofsbesuch in Smolensk, zweiter Friedhofsbesuch in Borissow“ entschieden. - Es könnte sich übrigens statt Ostern auch um das Fest Radunitsa, zwei Wochen nach Ostern, handeln; während der Sowjetzeit geriet diese Tradition allerdings in Vergessenheit (Wikipedia).