1946/Juni/13: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Westmärker Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 6: Zeile 6:
 
| {{Geoo| ungefähre Lage des Brückenlagers 350/II (350/2) in Riga, Ortsteil Sarkandaugava<ref>Quelle: [[Anhang/Literatur#OrteDesGewahrsams|Findbuch]]</ref> }} {{Geok|https://www.google.de/maps/place/56%C2%B058'54.1%22N+24%C2%B005'43.6%22E/@56.981696,24.0866582,1423m/}}
 
| {{Geoo| ungefähre Lage des Brückenlagers 350/II (350/2) in Riga, Ortsteil Sarkandaugava<ref>Quelle: [[Anhang/Literatur#OrteDesGewahrsams|Findbuch]]</ref> }} {{Geok|https://www.google.de/maps/place/56%C2%B058'54.1%22N+24%C2%B005'43.6%22E/@56.981696,24.0866582,1423m/}}
 
}}
 
}}
13.6.46 Ankunft im Brückenlager 350/II bei Riga. Hier treffe ich 2 ehemalige Kompanie-Angehörige: Stefan und Schulz(?). Bei der Fahrt durch Riga beschleicht mich eine etwas betrübte Stimmung. Früher<ref>1944 als Kompanieführer in einem Marschbataillon, siehe [[1944/September|dort]]</ref> lief ich hier frei herum, und jetzt bin ich nach 14 Monaten immer noch hier, aber als Gefangener. Das Leben in der Stadt ist einigermaßen friedensmäßig, aber ärmlich. Man sieht keine fröhlichen Gesichter.
+
13.6.46 Ankunft im '''Brückenlager 350/II bei Riga'''. Hier treffe ich 2 ehemalige Kompanie-Angehörige: Stefan und Schulz(?). Bei der Fahrt durch Riga beschleicht mich eine etwas betrübte Stimmung. Früher<ref>1944 als Kompanieführer in einem Marschbataillon, siehe [[1944/September|dort]]</ref> lief ich hier frei herum, und jetzt bin ich nach 14 Monaten immer noch hier, aber als Gefangener. Das Leben in der Stadt ist einigermaßen friedensmäßig, aber ärmlich. Man sieht keine fröhlichen Gesichter.
  
 
Der Ton im Lager ist kameradschaftlich. Die deutsche Lagerleitung ist nett, die russische Kommandantur korrekt, die Verpflegung ausreichend und schmackhaft, aber eintönig. Hirse und Graupen. Bezahlung der Arbeit schlecht und völlig undurchsichtig. Es ist etwa so: Die Gefangenenlager sollen sich selbst unterhalten, indem sie die Kriegsgefangenen als Arbeitskräfte an Betriebe, Fabriken usw. gegen Bezahlung ausleihen. Hier z. B. wurde uns folgende Rechnung vorgelegt:
 
Der Ton im Lager ist kameradschaftlich. Die deutsche Lagerleitung ist nett, die russische Kommandantur korrekt, die Verpflegung ausreichend und schmackhaft, aber eintönig. Hirse und Graupen. Bezahlung der Arbeit schlecht und völlig undurchsichtig. Es ist etwa so: Die Gefangenenlager sollen sich selbst unterhalten, indem sie die Kriegsgefangenen als Arbeitskräfte an Betriebe, Fabriken usw. gegen Bezahlung ausleihen. Hier z. B. wurde uns folgende Rechnung vorgelegt:

Version vom 18. Mai 2021, 15:11 Uhr

Kapitel‑Finder

Kalendernavigation ab 1946 1947-07.jpg

Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English

Brückenlager

GEO INFO
ungefähre Lage des Brückenlagers 350/II (350/2) in Riga, Ortsteil Sarkandaugava[1] Karte — map

13.6.46 Ankunft im Brückenlager 350/II bei Riga. Hier treffe ich 2 ehemalige Kompanie-Angehörige: Stefan und Schulz(?). Bei der Fahrt durch Riga beschleicht mich eine etwas betrübte Stimmung. Früher[2] lief ich hier frei herum, und jetzt bin ich nach 14 Monaten immer noch hier, aber als Gefangener. Das Leben in der Stadt ist einigermaßen friedensmäßig, aber ärmlich. Man sieht keine fröhlichen Gesichter.

Der Ton im Lager ist kameradschaftlich. Die deutsche Lagerleitung ist nett, die russische Kommandantur korrekt, die Verpflegung ausreichend und schmackhaft, aber eintönig. Hirse und Graupen. Bezahlung der Arbeit schlecht und völlig undurchsichtig. Es ist etwa so: Die Gefangenenlager sollen sich selbst unterhalten, indem sie die Kriegsgefangenen als Arbeitskräfte an Betriebe, Fabriken usw. gegen Bezahlung ausleihen. Hier z. B. wurde uns folgende Rechnung vorgelegt:

Der Betrieb zahlt an das Lager pro Arbeitskraft
Davon behält das Lager für Unterkunft, Verpflegung usw.
Außerdem behält das Lager 30 % (wofür ?)
280
200
-24
 Rubel
  „
  „
Bleiben theoretisch an den Kriegsgefangenen auszuzahlen 56  Rubel,
die wir nie erhalten haben. Es gibt zwar dicke Normbücher für jeden Beruf, in denen für jeden Handgriff die Bezahlung genau festgelegt ist, aber durch den Ermessensspielraum oder die Willkür des Brigadiers manipuliert werden kann. Die normale Arbeitsleistung, die mit 100 % angesetzt ist, liegt sehr hoch. Wer die Norm (= 100 %) nicht schafft, erhält entsprechend weniger Lohn. Es ist also ein Akkordarbeitssystem. Diese Normbücher sind Dokumente des Antreibersystems und der Ausbeutung der Arbeitskraft. Was die Bolschewisten dem Kapitalismus vorwerfen, betreiben sie mit ihrem Normsystem in Perfektion. Bei uns Gefangenen wird das Normsystem noch gewissenloser angewendet.

Auf unserer Arbeitsstelle befiehlt jeder anders. Folge ist ein Durcheinander und langsamer Fortgang der Arbeiten. Schlechte Planung bewirkt Wiederholung von Arbeiten, Vergeudung von Arbeitskraft und -Zeit. Russische Gleichgültigkeit – Nietschewo! – erschwert den Arbeitsfortgang. Gebessert nur durch deutsche Geschicklichkeit.

„Kameraden erzählen“, ein Textteil ohne Gewähr für die Wahrheit des Berichteten[3]

Im Lager trifft ein Transport von Kriegsgefangenen aus Königsberg ein. Sie erzählen: Im September 1945 wird ein Mann aus amerikanischer Gefangenschaft in die Westzone entlassen und wollte seine Verwandten in der Ostzone besuchen. Unterwegs wird er von Russen angehalten. Sie zerreißen seine amerikanischen Entlassungspapiere und bringen ihn nach Königsberg. 2. Fall: 1 aus russischer Gefangenschaft Entlassener wird eines Tages wieder festgenommen und zum Arbeitseinsatz nach Russland zurückgebracht. Dies sind nur 2 von hunderten solcher Vorfälle. Immer wieder Völkerrechtsbrüche, Verschleppungen, Menschenraub. Die deutschen Kriegsgefangenen sind nichts als rechtlose Arbeitssklaven in der UdSSR. Den Königsbergern haben die Iwans, wie überall, natürlich alle Wertsachen, Uhren, Trauringe gestohlen und unterwegs auf dem Transport an Zivilisten verkauft. Geldverdienen wird bei den Sowjets genauso groß geschrieben, wie im Westen. Und dieses Volk redet von kapitalistischen Ausbeutern im Westen! Wie man Ausbeutung betreibt, haben uns die Russen perfekt vorgeführt!

Ende des Abschnitts „Kameraden erzählen“, ein Textteil ohne Gewähr für die Wahrheit des Berichteten

— nächstes Datum — next date →

Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. Quelle: Findbuch
  2. 1944 als Kompanieführer in einem Marschbataillon, siehe dort
  3. Aus dem Vorwort: Für den Wahrheitsgehalt der Abschnitte „Kameraden erzählen“ kann ich mich nicht unbedingt verbürgen. Bei derartigen Berichten sind Übertreibungen und Wichtigtuerei der Erzähler nicht auszuschließen, obgleich ich persönlich aus eigenem Wissen und Erleben an der Wahrheit dieser Berichte im Prinzip nicht zweifle.