15. April 1944

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

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Hochzeit

Stadtplan von Cammin

15.4.44 Unser Hochzeitstag! Ein sonniger, frischer Morgen lacht durch das Fenster. Ich stehe auf und beginne, sorgfältig Toilette zu machen[1]. Inzwischen ist Achim aus dem Nebenzimmer hereingekommen. Er ist mir beim Anschnallen des Degens behilflich und begutachtet noch einmal den Sitz der Uniform. Dann gehen wir zu Carolas Haus hinüber, das am Rand des Kurparks ••• S. 202 •••liegt, wo ich meine Verlobte begrüße. Rudi ist mit dem Frühzug eingetroffen. Er soll zusammen mit meinem Vater als Trauzeuge fungieren.

Um 9 Uhr verlassen wir das Haus, um uns zum Rathaus zu begeben. Ich gehe ohne Stock und kann daher nur langsam laufen. Carola, dieser Wirbel, rennt mir fast davon, und ich muss sie immer wieder bremsen. Kinder kommen uns entgegen. Die Mädchen gucken uns mit großen Augen an, die Jungen zählen schnell meine Auszeichnungen. „Drei Orden, zwei Bänder, EK II“, höre ich sie sagen.

Dampferanlegestelle in Cammin i. Pommern
Rathaus von Cammin i. Pommern (Ziviltrauung)

Da es noch etwas zu früh ist, gehen wir über den Marktplatz weiter zu den Landungsbrücken hinunter, kehren dann um und steigen die Rathaustreppe zum Standesamt hinauf. Da Carola zu den prominenten Persönlichkeiten der Stadt gehört, lässt es sich der Bürgermeister nicht nehmen, die Trauung persönlich vorzunehmen. Über ein dickes Buch gebeugt, trägt er zunächst die Personalien der offiziellen Teilnehmer ein. Trauzeugen sind 1. Dipl.Ing. Rudolf Rommeler, Direktor. 2. Georg Schrödter, Direktor-Stellv.[2] Dann richtet er die entscheidenden Fragen an Carola und mich, die wir beide mit „Ja“ beantworten. Später behaupten einige Zuhörer, ich hätte mein „ja“ recht leise herausgebracht. Dann legt der Bürgermeister die Feder aus der Hand und beginnt eine feierliche Ansprache, in der er besonders Carola wegen ihrer tapfer getragenen Lasten und Pflichten lobt.

Rathaus und Bergkirche im Luftbild
Bergkirche in Cammin i. Pommern, einzige katholische Kirche weit und breit (kirchliche Trauung)

Vom Rathaus begeben wir uns zur Kirche[3]. Sie liegt auf einem kleinen bewaldeten Hügel. Die Hochzeitsgäste sind hier bereits versammelt, und ich schreite mit Carola langsam zwischen den Bankreihen hindurch bis zu den Stühlen vor dem Altar, auf denen wir Platz nehmen. Die feierliche Trauung beginnt.

Unser Hochzeitstag war, soweit es mich betrifft, ein Tag mit mancherlei Spannungen und einigen unterdrückten Zornausbrüchen. Es begann an der Mittagstafel, als Carola kategorisch erklärt: „Brathering bekommst Du bei mir nie!“. Ich fühle mich in die Rolle eines Pantoffelhelden versetzt, aber ich schlucke meinen Ärger hinunter. Die nächste Differenz gab es wegen des obligaten Hochzeitsfotos. Carola wollte sich absolut nicht fotografieren lassen, und so unterblieb der traditionelle und für die Erinnerung so nette Akt. Ich war drauf und dran, allein zum Fotografen zu gehen, habe es aber dann doch nicht getan. Immerhin setzte ich mich schon in gereizter Stimmung an die Kaffeetafel. Als sich Carola hier nun in langen Tiraden über die Krankheitsgeschichte ihres ersten Mannes verbreitete, verließ ich verärgert das Zimmer. Bei so viel aufgespeichertem Zündstoff konnte ich es mir dann nicht verkneifen, in der Hochzeitsnacht diese Dinge zur Sprache zu bringen. Carola ist zutiefst betroffen und stößt tränenüberströmt die Worte hervor: „Ich hätte es doch nicht tun sollen!“, womit sie unsere Heirat meinte.


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  1. alter Begriff für das Ankleiden
  2. Titel waren damals, dem Autor auch später noch, sehr wichtig.
  3. Nikolai- oder Bergkirche, die einzige katholische Kirche weit und breit, zu der im ganzen Kreis Cammin vielleicht sieben Familien gehörten (Mitt. von Otto-Ehrenfried Selle)