17. Dezember 1943

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English

Die Sowjets scheinen etwas vorzuhaben. Boshidar liegt unter schwerstem Beschuss. Schwere 17-cm-Artillerie[1] und Salvengeschütze decken unser kleines Dörfchen mit einem Hagel von Granaten ein. Es heult und faucht heran und erschüttert die Erde mit Serien von Explosionen. Die Scheiben klirren und scheppern, der Luftdruck fegt Staub und Papier durch die Stube, und dann klatschen Splitter und Erdbrocken herunter. Dazwischen brummen in größeren Abständen die 17-cm-Granaten heran. Wenn sie in die Erde hauen, dann wankt das Haus und der Erdboden schaukelt. Die Explosion ist dumpf und reißt eine dunkle Säule von Erde steil in die Höhe. Sie haben Verzögerungszünder, bohren sich tief in die Erde und reißen gewaltige Trichter auf, Haus um Haus bricht unter den fauchenden Schlägen dieser Giganten zusammen.

Ich sitze in meinem Quartier und warte zunächst ab. Eine neue Salve jault heran. Stalinorgeln! Rumrumrumms – bruuuch – brrraach. Das war nahe! Ich stürze aus dem Haus. Bevor die nächste Salve heranheult, will ich den Deckungsgraben erreichen, der hinter dem Nachbarhaus ausgehoben ist. Ich renne hinüber und stehe vor einem halben Haus. Man kann direkt in die Stube gucken. Der Luftdruck einer Rakete hat die Wand herausgedrückt und umgeworfen. Dabei war die dicke, steinharte Lehmwand mit ihrer ganzen Wucht auf den Deckungsgraben gestürzt und hat die darin hockenden Männer zerquetscht. Einige andere Männer waren verwundet. Wir tragen sie ins Nachbarhaus, wo schon einige verwundete Rotarmisten liegen. Die hatten versucht, während des Trommelfeuers ins Dorf einzudringen. Die Bolschewisten greifen nämlich vorn unsere Höhenstellungen an und belegen nach üblicher Taktik das Dorf mit Artilleriefeuer, um das Heranführen von Reserven zu verhindern. Wenn die wüssten, dass wir gar keine Reserven haben!

Es kracht und splittert, heult und dröhnt, jault und zischt, schüttert und scheppert. Da brummt wieder so ein schwerer Brocken heran. Ich rutsche blitzschnell in ein Loch, das mal ein Bunker werden sollte. Da sitzen schon vier Kanoniere vom IG-Zug drin. Während ich auf den Boden plumpse, wankt und schwankt das ganze Loch. Dass es nicht einstürzt, haben wir dem Frost zu verdanken, der die Wände steinhart hat gefrieren lassen. Ich blicke schnell über den Rand und sehe wieder die schmale, schwarze Säule senkrecht empor schießen. Da es sinnlos ist, bei diesem Feuer etwas zu unternehmen, bleibe ich vorerst hocken. Endlich, nach zwei Stunden, lässt das Trommelfeuer nach. Ich klettere aus dem Loch und springe von Haus zu Haus, immer lauschend, ob der dumpfe Abschuss der 17er oder das anschwellende Jaulen der Stalinorgel zu hören ist. Ich will zum Bataillonsgefechtsstand, gehe aber erst noch einmal zu den Verwundeten, an deren Haus ich gerade vorbeikomme. Ich trete in die Stube. Sie liegen alle noch da, mit Kalkstaub bedeckt – tot. Ein Salvengeschoss war draußen dicht neben dem Haus krepiert, hatte die Hauswand durchsiebt und zerrissen und die Verwundeten – Deutsche und Russen – getötet. Auch die letzten Habseligkeiten der Toten, Brieftaschen, Uhren, Ringe, die vorher auf dem Tisch gelegen hatten, liegen zerfetzt und zerstreut auf dem Fußboden herum.

Ich laufe ein paar Häuser weiter zum Bataillonsarzt. Die Stube ist voller Verwundeter. Er selbst steht über einen Tisch gebeugt, auf dem ein Soldat liegt. Der Arzt hat trotz des wackelnden Hauses und des schwankenden Bodens während des ganzen furchtbaren Beschusses operiert. Er sagt es nicht ohne leisen Stolz, und er hat Grund dazu.

Mit Einbruch der Dunkelheit stellt der Russe das Feuer ein. Die Nacht ••• S. 161 •••bleibt ruhig.••• im Original weiter ohne Zeilenumbruch •••


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  1. Die Rote Armee hatte keine 17- (oder 17,2-) cm-Geschütze, auch wenn sie immer wieder Erwähnung finden; gem. Forum der Wehrmacht sind damit die in der Permer Fabrik Nr. 172 produzierten 152-mm-Kanonenhaubitzen M1937 gemeint, die gebräuchlichsten Geschütze bei der Artillerie-Vorbereitung, neben der „Stalinorgel“, die beim hier geschilderten Angriff in der Tat ebenfalls zum Einsatz kam.