13. August 1942
4. Teil
Küstenschutz in Frankreich
Ankunft und erster Urlaub
GEO & MIL INFO | ||||
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Mailly-le-Camp | ||||
LXXXIII. A.K. = | A.Gr. Felber | OB West (H.Gr.Kdo D) | ||
KG u. | OB: Gen d Inf FelberWP | OB: GFM von RundstedtWP |
Vom 13.8.–14.9.1942[1] sind wir auf dem Truppenübungsplatz Mailly le Camp untergebracht. Das Lager ist wie alle seiner Art: Neben dem Truppenübungsgelände liegt das Barackenlager, und gleich neben diesem befindet sich der eigentliche Ort, in dem es von Soldaten wimmelt. Fast jedes Haus hat eine Kneipe, aus deren offenen Türen der Lärm der zechenden Soldaten dringt. In allen diesen Kneipen dasselbe Bild: Auf den Tischen stehen Batterien von Weinflaschen in kleinen Weinlachen. Auch der Fußboden ist stellenweise von Weinpfützen benetzt. Sämtliche Plätze sind von übermütigen Landsern besetzt, die ihrer Freude über den ost-westlichen Frontwechsel in lauten Scherzen Ausdruck geben. Ich hoffe nur, dass die ansässigen Franzosen solche Szenen auch von ihren Soldaten gewöhnt sind, sonst könnten sie glauben, die Hunnen seien eingefallen. Zwar besteht Geheimhaltungsbefehl über unsere Herkunft, und die Landser sagen es auch nicht, aber überall fliegen russische Wortfetzen durch den Raum. Die Landser bestellen kein Bier, sondern „Piwo“, und die kessen französischen Kellnerinnen quittieren prompt mit „karascho, Towarischtsch!“[2]
Alle Soldaten, die ich auf der Straße treffe, tragen eine Tüte mit Weintrauben im Arm und spazieren gemütlich schmatzend durch die Straßen. Einem Offizier mit allzu trockener Vorschriftengesinnung ging das doch etwas zu weit. Er hielt einen Landser an, ließ ihn aber nach kurzer Belehrung wieder weiterziehen.
Ich trete in den Eingang eines kleinen Saales, aus dem Lachen und Johlen dringt. Es ist offenbar ein kleiner Tanzsaal, in dem sich auch ein Ausschank befindet. Hinter der Theke steht eine recht füllige „Mutter“, die Getränke ausgibt. Vor der Theke steht eine lange Reihe von Bänken, auf der dicht gedrängt Landser neben Landser sitzt. Von Zeit zu Zeit öffnet sich eine Tür neben der Theke, aus der dann ein Mädchen heraustritt, sich den am nächsten sitzenden Landser schnappt und mit ihm wieder in der Tür verschwindet. Die Reihe rückt dann auf. Eines dieser Mädchen ist schon älter und ziemlich hässlich. Natürlich möchte niemand zu ihr. Wenn nun aber derjenige Landser, der vorn gerade „an der Reihe“ ist, von dieser Hässlichen abgeholt wird, dann johlt die schadenfrohe Meute vor Vergnügen. Ich beobachte dieses billige Vergnügen eine Weile und gehe dann wieder.
Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang |
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente |
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen |
- ↑ Antransport der Division 12./13.09.1942 (KTB OKW 1942 S. 1383). Ab dem 22.08.1942 erfolgte die Verlegung in den Raum Chateaulin–Ostteil H.I. Crozon–Landerneau–Landivisieau (Benary S. 108); das I.R. 477 verlegte offenbar erst, während der Autor in Urlaub war, d. h. nach dem 30.08., aber weit vor dem 14.09.
- ↑ Пиво, Bier; хорошо, товарищ, sehr wohl, Kamerad!