19. August 1941

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

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Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO INFO
Brücke bei Zibuljowo, Försterei Gutnizkaja, Wegeknick Karte — map Karte — map Karte — map
Der berühmte VW-Kübelwagen
Brücke, Försterei, Wegeknick[1]
Försterei, Wegeknick[2]

Ortswechsel. Ich stehe an einer kleinen Brücke,[3] hinter der sich die Straße gabelt. Der Morgen dämmert herauf, und es ist kühl. Ich habe mir deshalb eine Decke über die Schultern gehängt. Die erste Kolonne kommt. Artillerie. Ein Lkw-Fahrer will sich nicht nach meiner Anordnung einreihen. Ich halte ihn an und steige aufs Trittbrett. Da gibt der Kerl Gas und fährt einfach mit mir los. Ich brülle ihn an, aber er stoppt erst, als ich ihm Strafe androhe. Ich halte einen Kradfahrer an und lasse mich zu dem Einheitsführer bringen, der in einem VW in der Kolonne fährt. Seite an Seite fahrend, brülle ich ihm zu, er möge für mehr Fahrdisziplin in seiner Einheit sorgen, sonst müsse ich ihn der Division melden. Der Hauptmann hört mich an, ohne etwas zu erwidern. Vielleicht ist er durch meine Drohung verunsichert, vielleicht ist es ihm nicht wichtig genug, vielleicht ist er auch zu müde. Egal, ich lasse den Kradfahrer halten, steige ab und laufe die paar hundert Meter zurück. Da merke ich, dass ich meine Decke immer noch über der Schulter habe. Man konnte also weder meinen Dienstgrad noch meine rote Armbinde sehen, und dann konnten sie auch nicht wissen, wen sie da vor sich hatten.[4]

In der Nähe der Brücke standen einige Bauernhäuser, die uns als Unterkunft dienten. Die Bewohner hatten sie verlassen. Außer den Hühnern gab es keine Lebewesen. So hatten der Leutnant und ich, die wir hier den Brückenposten stellten, reichlich Platz. Den Leutnant kannte ich schon aus Jasło, wo wir beide noch Feldwebel waren. Als wir den Hof mal genauer inspizierten, fanden wir im Stall ein Hühnernest mit einem Berg von Eiern.

Ortswechsel. Das neue Quartier ist ein einsames Haus am Waldrand. Vielleicht eine Försterei.[5] Vor dem Haus führt ein Weg vorbei in ein ausgedehntes ••• S. 39 •••Waldgebiet hinein. Mitten im Wald macht der Weg nach einigen hundert Metern einen scharfen Knick nach Norden. An dieser Biegung stehe ich als Einweiser, d. h. ich sitze auf einem umgestürzten Baumstamm und warte auf unsere Kolonnen. Noch ist es hell. Das Sonnenlicht fällt durch die Kronen der hochstämmigen Bäume auf das grüne Laubwerk des Unterholzes. Der Waldweg liegt in der Sonne, und dies alles ist mir ein so vertrauter Anblick, dass es mich sehr an die heimischen märkischen Wälder erinnert. Ich liebe den Wald. Die friedliche Stille und der warme Sommertag machen mich beinahe glücklich. Ich ziehe mein Feldgesangbuch aus der Tasche und lese es von Anfang bis zum Ende durch. Es ist eine seltene, wohltuende Stunde der Besinnung. Ein Gebet sprach mich ganz besonders an, weil es so genau und realistisch für die Situation des Soldaten geschaffen war: Das Gebet um einen guten Tod: „Herr Jesus Christus, schon jetzt nehme ich jede Art des Todes mit allen Ängsten, Nöten und Schmerzen bereitwillig aus Deiner Hand an. Aber um eines bitte ich Dich flehentlich, barmherziger Heiland: Lass mich nicht unvorbereitet in die Ewigkeit hinübergehen, sondern um Deiner Todesangst willen gib mir die Gnade, gereinigt und gestärkt durch die heiligen Sakramente, unter den Segensgebeten der Kirche von hinnen zu scheiden. Amen. Jesus, Maria, Josef, Euch schenke ich mein Herz und meine Seele. Jesus, Maria, Josef, steht mir bei im letzten Streit. Jesus, Maria, Josef, lasst meine Seele mit Euch in Frieden scheiden. Amen“

Eine einzige Kolonne ist erst durchgezogen.[6] Inzwischen ist die Dämmerung hereingebrochen, und es wird dunkel. Bald ist es stockfinster. Der anfangs so freundliche Wald wird mir etwas unbehaglich. Partisanen könnten mich jetzt spielend abknipsen. Ich bleibe auf meinem Posten, bin aber doch etwas erleichtert, als ich die Schritte meiner Ablösung sich nähern höre. Es ist einer der drei Männer, die diesmal zu meiner Gruppe gehören. Ich nehme ihn mit zurück und postiere ihn vor unserem Quartier. Die Kolonnen müssen sowieso erst an unserem Haus vorbei, und dann kann der Mann immer noch in den Wald bis zu der Biegung mitgehen, um sie einzuweisen. Außerdem haben wir auf diese Weise auch gleich eine Quartierwache. In der Nacht zogen dann noch mehrere Einheiten durch.


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Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. Ausschnitt aus der Heereskarte M-36-XIV West Krementschug
  2. Ausschnitt aus der Heereskarte M-36-114-A mit Nebenkarte aus M-36-XIV West
  3. sicher die Brücke bei Zibuljowo
  4. Am 29.09.1941 hatte sogar der Div.-Kdr. „Veranlassung, darauf-hinzuweisen, dass den Anordnungen der Verkehrsregelungsorgane Folge zu leisten ist.“ (KTB 257. I.D., NARA T-315 Roll 1803 Frame 000931).
  5. Es muss die Försterei am Waldrand ostwärts von Gutnizkaja (Heereskarte Russland 1:100.000 Blatt Nr. M-36 XIV West Krementschuk, Sonderausgabe VIII.1940) sein. Der Marschweg in der Nacht vom 19. zum 20.08.1941 führte „in der Mitte des Waldes ostw. Gutnizkaja etwa 2 km nach Norden ausbiegend über Südteil Jefimowka“ (KTB 257. I.D., NARA T-315 Roll 1803 Frame 000617)
  6. Marschgruppe I.R. 477, um 17 Uhr in Jelissawetgradowka (18 km oder mindestens 3 Stunden entfernt) abmarschiert (KTB 257. I.D. a.a.O.), die bestimmt mehrere Stunden für den Vorbeimarsch am Abbiegepunkt benötigte. Als nächste war nach Mitternacht die Artillerie-Gruppe zu erwarten, um 20 Uhr in Topilo abmarschiert (23 km oder 4–5 Stunden). Einen Tag später (21./22.) kam noch das I.R. 466, jedoch erst um Mitternacht; diese Nacht kommt daher nicht in Frage.