Persebeck
„Ich wurde von meiner Freundin eingeladen, sie mal zu besuchen. Also fing ich ich an, die Koffer zu packen, Brote zu schmieren und die Kühltasche für die Fahrt einzuräumen. Als ich gerade mein Auto beladen wollte und am Überlegen war, wie ich von Berghofen am Besten zur Autobahn komme, fragte mich meine Mutter, wo ich den hin wolle. Ich sagte: Zu meiner Freundin nach.....
Persebeck
.....!!“
Geschichte
Urkunde von 820
Der Dortmunder Ortsteil Persebeck, südwestlich vom Zentrum Dortmunds gelegen, wurde bereits um 820 erstmals urkundlich genannt.
Die entscheidende Urkunde vom 14.04.820, die sich in den Urbaren des Klosters Werden findet, dokumentiert die Schenkung einer Hufe namens perricbeci mit allen Ländereien, Wäldern und Weiden von Bado, Widucs Sohn, an die Abtei im heutigen Essen-Werden.[1]
Webseite zur 1200-Jahr-Feier |
Weitere Entwicklung
Um 1300 gehörten die Persebecker Höfe den Herren von Badorpe (Barop), danach zu einem Teil den Grafen von der Mark und zum anderen den von der Recke/Volmestein, die es als Lehen vergaben, zuletzt an von Romberg. Die Stein-Hardenberg-Reformen ermöglichten den aufsitzenden Bauern um 1850, ihre Höfe zu kaufen.[2]
1844–1849 wurde auf Betreiben von Friedrich Harkort die Bergisch-Märkische Eisenbahn gebaut. Ab 1850 machte die Zeche Vereinigte Wiendahlsbank und ab 1905 das Kraftwerk Kruckel aus Persebeck und den umliegenden Dörfern eine Industrielandschaft.
Die Eingemeindung nach Barop erfolgte 1920 und nach Dortmund am 01.08.1929. Von den „Einheimischen“ wurde es daraufhin liebevoll Luftkurort von Dortmund genannt.
Zweiter Weltkrieg
Über die Kriegszeit gibt es nicht viele Informationen. Bekannt ist, dass 1941 Teile des 124. Flak-Regiments und des 146. Flakscheinwerfer-Regiments in dem Bereich Salingen–Persebeck–Kruckel stationiert waren. Beide gehörten zur 22. Flak-Division[3] mit Hauptquartier in Dortmund, später Iserlohn.
Webseite über das Kriegsende 1945 in Persebeck |
Vortrag über das Kriegsende 1945 in Persebeck |
Bauprojekte
1957 entstand die „holländische Siedlung“ an der Menglinghauser Str. Diese Siedlung wurde von einer holländischen Firma für die zahllosen Flüchlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und der DDR gebaut, bis diese dann eine eigene Wohnung gefunden hatten. Später sind diese Häuser in den Besitz der Stadt Dortmund gefallen und wurden an junge Familien verkauft.
- ca. 1970 Eigenheimsiedlung Am Kämpen/Oberholte/Wiesenkamp
- ca. 1970 Mietwohnungen Kruckeler Str./Grotenkamp (GWG)
- ca. 1974 Eigenheime Grotenkamp,
- ca. 1980 Mietwohnungen Drei Schepps (GWG)
- ca. 1984 Mietwohnungen Wiesenkamp (GWG), Feuerwehrneubau, AWO Persebeck/Kindergarten
- ca. 1990 Mietwohnungen Grotenkamp (GWG)
- ca. 1995 Eigenheime Kruckeler Str./Grotenkamp, ca 2005 Erweiterung der Eigenheimsiedlung
Name
Der Name Persebeck stammt unmittelbar von seiner alten Form perricbeci. peric bedeutet Pferch und beci Bach, also eine Pferch an einem Bach[4]. Es ist unklar, ob es eine Pferde- oder Schafspferch war oder sich auf eine Wasserburg mit Palisadenzaun (Motte) bezieht, die später dort nachgewiesen ist.
perricbeci könnte auch dunkeler Bach oder dunkeler Wasserlauf bedeuten. Nach des Erstautors Nachforschungen ist per = Dunkel, ric = ?, beci, beki = Bach, Wasserlauf.
Es gibt auch Stimmen, die von einer sprudelnden Quelle sprechen.
Im Laufe der Jahre veränderte sich die Aussprache und damit die Schreibung des Names geringfügig. Man findet u.a. Perincbecki, Pirrebecke, Pirebeke und Pirbeck. Die heutige Schreibung Persebeck findet sich zuerst 1750.[5]
Bevölkerung
Im Laufe des 19. Jahrhunderts nahm die Einwohnerzahl in unserer Gegend infolge der Industrialisierung rapide zu.
In der Literatur[6] finden sich für ausgewählte Gemeinden folgende Zahlen:
Jahr | Gemeinde Kirchhörde mit Hombruch[7] |
Gemeinde Barop mit Städtisch Barop[7] |
Gemeinde Eichlinghofen | Gemeinde Menglinghausen mit Station Barop[7] |
Gemeinde Persebeck | Gemeinde Salingen | Bemerkung |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1818 | 605 | 322 | 151 | 88 | 61 | 35 | Drei Jahre zuvor Wiederbeginn der preußischen Verwaltung nach der französischen Besetzung |
1871 | 5005 | 1767 | 1199 | 919 | 129 | 203 | Drei Jahre später wird von Steinaecker Amtmann |
1885 | 7814 | 2456 | 1820 | 1373 | 193 | 246 | Drei Jahre später kündigt von Steinaecker, das Amt Barop wird in drei Ämter aufgeteilt |
1910 | 13523 | 4981 | 2600 | 2354 | 384 | 226 | |
Zunahme 1871–1885 | 56% | 39% | 52% | 49% | 50% | 21% | Dieser Zeitraum entspricht in etwa der Amtszeit von Steinaeckers |
- ↑ Lateinischer Text veröffentlicht in Theodor Joseph Lacomblet: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstifts Cöln, der Fürstenthümer Jülich und Berg, Geldern, Meurs, Cleve und Mark, und der Reichsstifte Elten, Essen und Werden, Band 1, Schönian [in Comm.], Elberfeld 1840, Nr. 38, von Michael Buhlmann ins Deutsche übersetzt
- ↑ genauere Angaben bei Hücker S. 161 ff.
- ↑ weitere Angaben im Lexikon der Wehrmacht
- ↑ gem. H. Kaufung der Höfel- oder Hövelbach, auch Salinger Bach
- ↑ Johann Diederich von Steinen: Westphälische Geschichte, Meyer, Lemgo 1755, Theil 4, Stück 25 (1760): Historie der Stadt und des Amts Hoerde, S. 390 im ersten (weißen) bzw. 389 im zweiten (gelblichen) Exemplar
- ↑ Klaus Kleine-Weischede: Hombruch – von Industriestandort zum Verwaltungs- und Geschäftszentrum, Vorsmann Druck & Verlag GmbH, Balve 2001 S. 18; dort noch mehr Zahlen
- ↑ 7,0 7,1 7,2 eine Siedlung städtischen Gepräges
Gewässer
Höfelbach
Wie im Abschnitt über den Ortsnamen erwähnt, könnte am Höfel- oder Hövelbach, auch Salinger Bach genannt, die erste Persebecker Ansiedlung stattgefunden haben.
Grotenbach
Von Annen kommend durchfließt der Grotenbach (ca. 1800 kanalisiert, Verbund der Emschergenossenschaft) den Ort. In Höhe der heutigen Menglinghauser Straße mündet der Salinger Bach in den Grotenbach. Heute ist die Betoneinfassung bereits entfernt und die Renaturierung steht noch aus! Leider ist der Grotenbach, besonders bei Starkregen, wieder ein Ärgernis! Die Wassermassen können nicht abgeführt werden, dadurch wird der parallel laufende Abwasserkanal geflutet und die giftige Chemiebrühe (EVONIK-Werk Annen) ergießt sich über die Felder, Wiesen und die Gärten der Anwohner.
Verkehr
Eisenbahn
Zwischen 1845 und 1848 durchschnitt der Bau der Eisenbahnverbindung Hagen–Witten–Dortmund durch die Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft die gewachsene Landschaft. Persebeck wurde von Rüdinghausen (zu Witten) und Kruckel (zu Dortmund) getrennt. Übergänge befanden sich am Bahnhof Kruckel, an der Menglinghauser Straße, und es gab einen beschrankten Personenübergang etwa 300m weiter.
Mitte der 1990er Jahre wurde überlegt, den Bahnübergang Menglinghauser Str. durch eine Unterführung zu ersetzen und den (jetztigen) Haltepunkt Kruckel ebenfalls an diese Stelle zu verlegen.
Autobahnen
Mitte/Ende der 1960er Jahre begann man das Teilstück der A44 (vom Kreuz Dortmund/Witten bis Anschluss Witten-Annen), das Autobahnkreuz Dortmund/Witten und das Teilstück der A45 zwischen AK Dortmund-Süd und AK Dortmund-West zu bauen. Zu diesem Zweck wurde an der Hegemannsheide ein Teer- oder Betonwerk errichtet. Das dort hergestellte Material wurde an einer Auffahrt direkt zur Autobahn gebracht. Das Autobahnteilstück wurde zwischen der Fertigstellung und der Einweihung an den Sonntagen für Fußgänger frei gegeben! Die Einweihung war im Jahr 1971/72.
Bis heute diskutiert man noch über eine Weiterführung der A44 bis Holzwickede bzw. über einen Autobahnanschluss über die Hegemannsheide (von Menglinghausen) und Terwestenstraße (von Kruckel/Löttringhausen). Vorsichtshalber hat man die Brücke über die Bahnlinie an der Terwestenstraße bereits ausgebaut.
Geschäfte
Haupteinkaufsstraße war die Menglinghauser Straße. Direkt am Anfang war ein Bäcker (heute Nagelstudio), ein Blumenladen, eine Lottoannahmestelle und ein Frisör. Schräg gegenüber war eine Poststelle (heute Wohnung), etwas weiter eine Tankstelle (Werkstatt, Wohnmobilhändler, Pizzeria, heute geschlossen) und daneben ein Lebensmittelladen (heute Wohnung, Anbau Sparkasse heute ?). Gegenüber wurde dann eine REWE-Filiale eröffnet (heute Wohnung). Im weiteren Straßenverlauf war ein kleiner Kiosk (heute Wohnung), der auf die andere Straßenseite umgezogen ist. Vor dem Bahnübergang war links ein Kleinbauer (heute ein Fahrradladen), auf der rechten Seite eine Gaststätte (?) und weiter, über den Bahnübergang, eine weitere Gaststätte (?). Dazu ein Schuster in der Düllmannstraße (heute Wohnung), ein Klempner in den Drei Schepps, ein weiterer Lebensmittelladen im Springmorgen (später Werkstatt, heute Wohnung) und der Persebecker Hof an der Ecke Kruckeler Straße/Körfken (heute Wohnung).
Bis ca. Ende der 1970er Jahre kam jeden Mittwoch der Kartoffelmann mit seinem Kleinlaster. Dort konnte man zwischen 10 und 12 verschiedenen Kartoffelsorten wählen und auch im Herbst die Kartoffeln zum Einkellern bestellen. Donnerstags kam das Auto vom Eiermann mit Eiern, frischem Geflügel, Wurst und Salaten. Diese beiden Tage waren besonders dafür geeignet, die neuesten Geschichten aus dem Ort zu verbreiten.
Feuerwehr
1929 wurde ein Spritzenhaus mit Schlauchturm an die Feuerwehr Persebeck, die bis dahin in einer Scheune untergebracht war, übergeben. Nach der Zerstörung des Spritzenhauses im 2. Weltkrieg wurde in Eigenleistung ein Gerätehaus gebaut. Dieses wurde 1978 abgerissen und durch einen Neubau (Fertigstellung 1979) an der Einmündung Kruckeler Str. auf die Menglinghauser Str. ersetzt. Dort befindet sich nun der Löschzug 17 der Freiwilligen Feuerwehr Dortmund, der bereits seit 100 Jahren besteht. Seit 1979 gibt es hier auch eine Jugendfeuerwehr. Die 50 Mitglieder des LZ 17 sind für einen Abschnitt der BAB, der Universität und des Technologieparks zuständig. Außerdem sind sie in die Spezialeinheit Löschwasserversorgung eingebunden und haben First Responder für schnelle medizinische Hilfe in ihren Reihen.
Kleine Geschichten
Telekommunikation damals
Da es 1952 noch keine Handys gab, konnten die Arbeiter, die mit der Bahn am Bahnhof Kruckel ankamen, ihren Frauen, die zuhause warteten, nur per Handzeichen signalisieren, dass sie erst mal in der Bahnhofsgaststätte zu einem Bier einkehrten. Meistens blieb es aber nicht bei einem.
Gaststätte Scheuermann
Eine Besonderheit war die Gaststätte Scheuermann zwischen dem Bahnübergang Menglinghauser Straße und der Ortsgrenze zu Witten. Die Ortsgrenze verlief genau durch die Gaststätte, und so waren zwei verschiedene Sperrstunden gültig. In Dortmund war um 22 Uhr und in Witten um 23 Uhr Sperrstunde. Dortmunder Gäste wurden dann von den Wittener Gästen auf die Wittener Seite geholt, und so konnte man den Abend gemeinsam gemütlich ausklingen lassen.
Kirche„gang“
Weil Persebeck über keine eigenen Kirchen verfügt, wurden bis in die 1970er Jahre sonntags Busse bereitgestellt, um die katholischen Gläubigen nach Eichlinghofen und die evangelischen Gläubigen zum Paul-Schneider-Haus nach Menglinghausen zu bringen.
Kriminalität
Obwohl Persebeck nur ein kleiner Ort ist, gab es auch hier, meist auswärtige, böse Buben. So wurde die Sparkasse wohl dreimal überfallen. Ein Täter entkam mit der Linie 64, einer mit dem Fahrrad und einer zu Fuß. Großes Aufsehen gab es auch, als die im Nachbarort ansässige Firma Ostermann der Möbelmafia auf die Schliche kam.
Persönlichkeiten
Franz-Josef Kniola
- Steinmetz, Sozialarbeiter
- 1975–1998 Abgeordneter im Landtag Nordrhein-Westfalen (Bildungs- und Hochschulpolitik)
- 1984–1994 Vorsitzender der SPD im Stadtbezirk Hombruch
- 1990–1995 Minister für Stadtentwicklung und Verkehr
- 1995–1998 Innenminister
- 1999 Vorsitzender des Fördervereins der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege
- 2002–2007 Präsident der NRW-Stiftung
- heute (2023) Ehrenvorsitzender des Fördervereins und Ehrenpräsident der Stiftung
Juan Llambi
- bekannter Dortmunder Koch, Cousin des Tänzers und Moderators Joachim Llambi