Freiherr Ernst August Maximilian Josef von Gise
Freiherr Ernst August Maximilian Josef (auch Ernst August Maximilian Joseph Otto Wilhelm Maria) von Gise (* 17.07.1888 in Schweinfurt; † 08.05.1945 bei Bernāti) war Kommandeur bzw. Führer der (Divisions-) Gruppe Oberst von Gise in Kurland. Teilweise (auch im Tagebuch und beim Volksbund) findet man den Namen fälschlich "Giese" geschrieben.
Familie
- Vater: Reinhard Freiherr von Gise (1854–1913)
- dessen Eltern: Ludwig, Baron von Gise (Begründer der heute noch existierenden jüngeren Linie der Freiherren von Gise) 1828–1897 ⚭ Christine Mandl von Deutenhofen 1829–1914
- dessen Eltern: Friedrich August Thomas, Baron von Gise 1783–1860 (1832–46 bayerischer Staatsminister des königlichen Hauses und des Äußern) ⚭ Maria Françoise Ernestine de Bertrand de la Perouse, Countess de St. Rhemi 1798–1877
- dessen Eltern: Ludwig, Baron von Gise (Begründer der heute noch existierenden jüngeren Linie der Freiherren von Gise) 1828–1897 ⚭ Christine Mandl von Deutenhofen 1829–1914
- Mutter: Friederike Freifrau von Gise, geb. Freiin von Dungern (1862–1925), eine Nachfahrin von Jakob VI. von Schottland/Jakob I. von England und Irland
- 25.02.1930 Heirat mit Ilsemarie Lechler (1907–1990)
- 3 Töchter
- mehrere Geschwister, darunter Oberstleutnant Johann Nepomuk Freiherr von Gise (1887–1946)[1]
Karriere, Auszeichnungen
(gemäß AHF[2])
25.07.1907 Fahnenjunker
03.04.1908 Fähnrich
26.05.1909 Leutnant
19.05.1915 Oberleutnant
14.12.1917 Rittmeister
01.08.1935 Hauptmann (E)
01.09.1935 Major (E)
01.06.1940 Oberstleutnant (E)
15.05.1942 Oberst
25.07.1907 als Fahnenjunker in das Kgl. Bayerische 4. Chevaulegers-Regiment eingetreten
28.07.1915 in die Bayerische Kavallerie-Division versetzt und beim 2. Schweren Reiter-Regiment eingeteilt
20.12.1915–21.01.1916 stellv. Regiments-Adjutant
08.09.1916 als Ordonnanz-Offizier zum Stabe der bayerischen Kavallerie-Division kommandiert
12.10.1916 in das 4. Chevaulegers-Regiment zurückversetzt
25.07.1917 in die 6. bayerische Landwehr-Division versetzt
12.11.1917–09.12.1917 zur Dienstleistung bei der Artillerie zum bayerischen Artillerie-Kommandeur Nr. 23 kommandiert
13.12.1918 der Ersatz-Eskadron des 4. Chevaulegers-Regiments überwiesen
29.12.1918 in das 4. Chevaulegers-Regiment versetzt
01.05.1919 nach Obertheres bei Würzburg beurlaubt
01.09.1919 bis auf weiteres beurlaubt
24.01.1920 der Abschied bewilligt
01.08.1935 beim Ergänzungs-Bataillon Weiden in das E-Offizierkorps angestellt
01.10.1935 in die Ergänzungsmaschinengewehrkompanie 63 (Garmisch-Partenkirchen) versetzt
01.11.1935 Chef der Ergänzungsmaschinengewehrkompanie 63 [laut Dienstaltersliste (DAL) E]
06.10.1936 Chef der 16. (Ergänzungs-M.G.-)Kompanie des Gebirgsjäger-Regiments 99 [laut Stellenbesetzung]
01.04.1937 in den Stab der psychologischen Prüfstelle München versetzt
27.04.1937 im Stab der psychologischen Prüfstelle VI (München) [Änderung der Stellenbesetzung]
12.10.1937 im Stab der psychologischen Prüfstelle VI (München) [laut Stellenbesetzung]
10.11.1938 Kommandeur des Ergänzungsbataillons des Gebirgsjägerregiments 98 (Memmingen)
26.08.1939–05.04.1940 Kommandeur des III. / Infanterieregiment 488 (26.8.39 aufgestellt,15.10.42 umbenannt), 268. Infanterie-Division (26.8.39 aufgestellt, 2.11.43 aufgelöst -> DivGruppe 268)
21.02.1940–26.06.1940 Lazarettaufenthalt
06.04.1940 im Infanterie-Ersatz-Regiment 268 (Führerreserve)
03.08.1940 Kommandeur des Infanterieersatzbataillons 423 (26.8.39 aufgestellt, ab 1.4.40 bei Div.147, ab 1.10.42 bei Div.407), Infanterie-Ersatz-Regiment 212 (26.8.39 aufgestellt, ab 1.4.40 bei Div.147, 1.10.42 umbenannt), Division Nr.147 (1.4.40 aufgestellt, 1.10.42 umbenannt)
17.06.1941 Kommandeur des Infanterieersatzregiments 605 (24.6.41 aufgestellt, 7.11.42 umbenannt), Ersatz-Brigade 204/Brigade 204 (15.6.41 aufgestellt, 25.6.41 in Ersatz-Brigade 204 umbenannt, 27.4.42 umbenannt)
07.11.1942 Kommandeur des Grenadier-Ersatz-Regiments 605 (Umbenennung)
17.03.1943 Kommandeur des Sicherungs-Regiments 605 (Umbenennung)
15.08.1943 Feldkommandant 819
xx.xx.1945 Kommandeur der Kampfgruppe Gise
xx.xx.1911 Königlich Bayerische Prinzregent-Luitpold-Medaille am Bande der Jubiläumsmedaille für die Armee
02.01.1915 Königlich Bayerischer Militär-Verdienstorden, 4. Klasse mit Schwertern
05.01.1915 1914 Eisernes Kreuz 2. Klasse
24.07.1917 1914 Eisernes Kreuz 1. Klasse
xx.xx.1935 Ehrenkreuz für Frontkämpfer
02.10.1936 Wehrmacht (Heer) Dienstauszeichnung 4. bis 3. Klasse
22.12.1941 Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern
30.01.1943 Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse mit Schwertern
Führer der Divisionsgruppe Oberst von Gise bei Libau
Vorgänger in der Sumpfstellung südlich Libau
126. Infanterie-Division
Die 126. Inf.Div. war am 11.10.1944 nach dem Durchbruch der Sowjets zur Ostsee zum ersten Mal in die Gegend südlich von Libau geworfen worden und hatte auf der Linie Jurmalciems–Ignatio eine feste Stellung aufgebaut. Ende November kam sie zum II. A.K. nach Rudbārži, gegen Ende der 4. Kurlandschlacht in den Raum Preekuln. Die 5. Kurlandschlacht traf sie dort mit voller Wucht und führte zu beängstigenden Verlusten.[3]
???
Ende November 1944–23. Februar 1945: Truppe noch zu ermitteln, evtl. im Kriegstagebuch des X. Armee-Korps.
132. Infanterie-Division
In Stellung ab 23. (gem. nebenstehender Lagekarte) oder 24.02.1945 (gem. nachstehender Geschichte der 126. Inf.Div.[3]).
Kampfgruppe 126
Am 24.02. tauschte die 126. Inf.Div. die Stellungen mit der 132. Inf.Div., wodurch sie wieder in die alte Stellung südlich von Libau gelangte. Nach Auflösung eines Regiments und Auffüllung der übrigen Truppenteile (was sie wohl zur Kampfgruppe machte) wurde sie am 29.03. in den Raum westlich von Preekuln verlegt.[3]
Der Autor des Tagebuchs kam am 21.03.1945 in diese Gegend. Das Korps-MG-Bataillon 410, in dem er Kompanieführer war, unterstand also zu diesem Zeitpunkt noch der K.Gr. 126, die am 29.03. nach Osten verlegt wurde, wobei das Füsilier-Bataillon 126 offenbar zurückgelassen wurde, da es auch später unter der Gruppe Oberst von Gise noch aufgeführt wird.
Gr. Oberst v. Gise
von Gise übernahm am Karfreitag, den 30.03.1945[4] den Abschnitt der K.Gr. 126, die am Vortag nach Osten verlegt wurde. Auf die Stellungen des Korps-MG-Bataillons 410 hatte dies keine nennenswerten Auswirkungen. Die Gr. Oberst v. Gise bestand aus folgenden Verbänden:
- Kampfgruppe 130[5]
Der am 30.03.1945 bezogene Stellungsraum der K.Gr. 130 begann an einem Sumpf unmittelbar ostwärts des Mekes-Sees, lief entlang des südlichen Seeufers und erstreckte sich bis zur Ostsee.[6]- Füsilier-Bataillon 126 (Hauptmann Hummerich)[7]
- Litauisches Polizeibataillon F/13
- 2 Kompanien Landesschützen
Karte mit dem Bereich der Sumpfstellungen |
Zusätzlich (in anderen Quellen nicht zu finden; die folgenden Fakten entstammen dem Tagebuch):
- Korps-MG-Bataillon 410
Nur wenige Tage nach dem 20.02.1945 (dem Beginn der 5. Kurlandschlacht), also wohl vor Ende Februar und damit lange vor dem 21.03.1945, an dem der Autor als Genesender zum Bataillon zurückkam, rückte es in eine Stellung unmittelbar östlich des Litauischen Polizeibataillons F/13 ein, dessen Stellung sich im April und Mai 1945 von der Gegend um Peipas in Richtung Ostsee erstreckte.- Der Bataillonsführer Hauptmann Dietsch ist ein immer lustiger Sachse mit frechem Mundwerk und vielen kaum salonfähigen Witzen.[8]
- 1. Kompanie – Kompanieführer Oberleutnant Herbert Schrödter – in der westlichen Hälfte des Abschnitts, wobei sich der Kompanie-Gefechtsstand und eine MG-Stellung im (jetzt trockengelegten) Sumpf nördlich der Straße befanden
- 2. Kompanie – Kompanieführer Leutnant Voit – in der ostwärtigen Hälfte, schon auf trockenem Land
- (3. Kompanie – Schrödters frühere Einheit – war schon in der 5. Kurlandschlacht vernichtet worden, während er im Lazarett lag)
- Granatwerfer-Stellungen an der nordwärts führenden Straße
- unbekannte Artillerieeinheit, die ihre Geschütze verloren hatte (Vermutung: A.R. 126 oder Teile davon??) bereits auf trockenem Land in dichtem Wald oder evtl. neben/ostwärts der Stallungen des Bataillons (der 2. Kompanie) und unter Führung des Bataillons oder unmittelbar der Gruppe Gise unterstellt (das Tagebuch ist hier undeutlich).
Litauisches Polizei-Bataillon F/13
(gemäß AHF[9])
Feldpostnummer (FPNr.) 12951
03.07.1941 aufgestellt als TDA[10] Batl. 1
09.08.1941 umgegliedert als Hilfspolizei (PPT[11]) Batl. 1, Kaunas (from 3., 4. and 5. coys TDA Bn. 1)
20.12.1941 umbenennt in Schuma.Btl. F/13 (Schutzmannschafts-Bataillon 13) (litauisches) (Kauen)
Juli 1942 bei Korück 584/AOK 16
Sept. 1942 verstärkt durch die Litauischen Schuma.-Hundertschaften der Leutnante Petras Mikelskas und Benediktas Garlauskas („Umbenannt aus den 1942 errichteten litauischen Hundertschaften Mikelskas und Garlauskas“ laut Tessin/Kannapin S. 639)
12.09. bis 31.12.1942 bei Korück 584/AOK 16 nachgewiesene militärische Unterstellung
01.01. bis 22.02.1943 bei Korück 584/AOK 16 nachgewiesen
September 1944 in der Feldpostübersicht gelöscht
22.10.1944 bei 12. Lw.Felddiv., XXXXIII. AK, AOK 16 unterstellt
November 1944 wieder in die Feldpostübersicht eingetragen (Tessin/Kannapin S. 639)
06. bis 24.11.1944 bei 126. Inf.Div., I. AK, AOK 18 unterstellt<br
/>somit ab 06.11.1944 bis zur Kapitualtion in der gleichen, im Tagebuch beschriebenen Stellung von der Gegend um Peipas entlang der Straße bis zum Wald eingesetzt.
29.11. bis 31.12.1944 bei 32. Inf.Div., AOK 18 (dabei von 14.–23.12.1944 bei „Gruppe Gen.Lt. Thomaschki“) unterstellt.
Januar 1945 wird das soeben entwaffnete Schuma.-Btl. 5 (lit.) auf Schuma-Btl. 13 und 256 verteilt. (Tessin/Kannapin S. 638)
Januar 1945 Zuführung einer neuen 4. Kp. von [oder zuvor?] 3. Kp. Lithuanian. Polizei-Btl. 5
08.01.1945 bei X. AK, AOK 18 (Gen.Kdo. X A.K. wurde in Thomaschkis Abschnitt verlegt)
13. bis 28.01.1945 bei 132. Inf.Div., X. AK, AOK 18 unterstellt (132. und 32. Inf.Div. tauschten die Stellungen)
19. bis 24.03.1945 Sicherungsbereich Pavilosta (Stab Oberst Köhl), AOK 18
[ab?] 28. bis [oder?!] 30.3.1945 Gr. Oberst v. Gise, X. AK, AOK 18 (Tessin/Kannapin S. 639)
Kommandeure:
03.–24.07.1941 Oberst Andrius Butkknas
24.07.1941–? Major Kazys Šimkus
März–04.05.1942 Hauptmann Norbertas Gasenas
DAO[12] Hauptmann d. SchP. Kurt Edelmann
04.05.1942–13.08.1943[1942??] Hauptmann Juozas Truškauskas
13.08.(09.?)1942[1943?]–Sept. 1943 Major Ernestas Bliudnikas
DAO Hauptmann d. SchP. Temp
Sept. 1943–08.05.1945 Hauptmann, später Major Jonas Semaška (auch bereits Juni 1943 genannt)
später evtl. Major Antanas Starkus-Monte
Todesumstände
Gise wurde, vermutlich mangels einer amtlichen Bescheinigung seitens der Wehrmacht, durch Beschluss des Amtsgerichts Ingolstadt mit Wirkung vom 08.05.1945 für tot in [Nähe] Libau, Kurland erklärt.[13]
Gemäß Ernst Merk, Chef des Stabes des AOK 18, ist Gise im Kampf gefallen, als sowjetische Truppen am 8. Mai 1945 einen letzten Vorstoß gegen Libau führten.[14] Wenn man bedenkt, dass es selbst in den Tagen davor keine Angriffe (außer Luftangriffen auf den Hafen von Libau) gegeben hat, rückt Suizid[15] in den Bereich der Möglichkeiten.
Einige genealogische Webseiten behaupten, er sei vermisst.[16] Den widerspricht folgende Stelle im Tagebuch, die sich mit hoher Sicherheit auf Gise bezieht: "Die Gräber von Giese und Werthen (Werschem?) in Bernati von Letten gepflegt."
Gise wurde noch nicht auf einen vom Volksbund errichteten Soldatenfriedhof überführt. Nach den dort vorliegenden Informationen befindet sich sein Grab derzeit noch in Bernāti, Lettland[17]
- ↑ The Peerage, wiedergegeben in Axis History Forum, Thread "Oberst Ernst August Freiherr von Gise (1888-1945)", User "askropp"
- ↑ Axis History Forum, Thread "Oberst Ernst August Freiherr von Gise (1888-1945)", Users "askropp" A, "askropp" B und "CNE503"
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Günter Braake: Die rheinisch-westfälische 126. Infanterie-Division 1940–1945. Dörfler Zeitgeschichte/Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim (1985) S. 180 f.; etwas unklar (siehe engl. Text) Richard P. Wade: Grand Battles of the Kurland Pocket 1944-1945
- ↑ Bogg, Johann Leopold: Geraubt. Zehn Jahre und ein Monat. Verlag Lagerkreis Rewda, Wien 1994, S. 9
- ↑ Bogg S. 10, nicht ganz zutreffend zitiert in Axis History Forum, Thread "Division (Gruppe) (Oberst von) Gise", User Torsten "Heimatschuss". – Bogg war 1945 Ordonnanzoffizier im Stab der Kampfgruppe 130, die offenbar aus dem Sicherungsregiment 130 hervorgegangen war (Bogg S. 10 i.V.m. S. 275). Der Stab wurde im Bereich der 18. Armee eingesetzt; auftragsbezogen wurden ihm verschiedene kleinere Einheiten unterstellt.
- ↑ Bogg S. 10, wobei er den Mekes-See irrtümlich "Grobiner See" nennt
- ↑ Falscher Name "Hutterich" korrigiert in Axis History Forum, Thread "Division (Gruppe) (Oberst von) Gise", User Torsten "rossano"
- ↑ Tagebuch S. 265. In der Adressenliste: Dietsch, Günter, Greiz (Thüringen), Admiral-Scheer-Str. 30. Er ist offensichtlich identisch mit Günther Dietsch. Die Straße wurde mittlerweile umbenannt renamed 1945/48.
- ↑ Forum der Wehrmacht, zitiert in Axis History Forum, Thread "Division (Gruppe) (Oberst von) Gise" von User Torsten "Heimatschuss"
- ↑ Tautinio darbo apsaugos, Nationaler Arbeitsschutz, in der englischen Wikipedia ausführlich beschrieben
- ↑ Pagalbinės policijos tarnyba, Polizeihilfsdienst, in der englischen Wikipedia ausführlich beschrieben
- ↑ was ist DAO? Dienstältester Offizier/Chef des Stabes?
- ↑ geneall.net
- ↑ Merk, Ernst: Schwere Jahre auf der Höhe des Lebens. Books on Demand; Norderstedt; 2005, S. 11, zitiert in Axis History Forum, Thread "Division (Gruppe) (Oberst von) Gise" von User Torsten "Heimatschuss"
- ↑ Axis History Forum, Thread "Oberst Ernst August Freiherr von Gise (1888-1945)", User "askropp"
- ↑ Axis History Forum, Thread "Oberst Ernst August Freiherr von Gise (1888-1945)", User "askropp"
- ↑ Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, zitiert in Axis History Forum, Thread "Division (Gruppe) (Oberst von) Gise", User Torsten "Heimatschuss". Der Volksbund nennt irrtümlich "Oberstleutnant" als Dienstgrad und "Giese" als Namen.