9. Februar 1946
9.2.46. Aus Schweden treffen 36 deutsche Offiziere ein.[1] Sie waren nach der Kapitulation über die Ostsee nach Schweden entkommen. Jetzt wurden sie von Schweden ausgeliefert. Sie erzählen: Die schwedische Bevölkerung ist über diese Verletzung des Asylrechts durch die Regierung erbost und protestierte gegen die Auslieferung. Protestkundgebungen von Studenten und Gewerkschaften. Auch Bischöfe protestieren. Die Zeitungen sind voller Empörung. Allerdings gilt ihre Sympathie in erster Linie den nach Schweden geflohenen Letten. In den Internierungslagern entstand Panik. Selbstmorde und Selbstverstümme••• S. 295 •••lungen. Sie standen Schlange vor dem Hauklotz und schlugen sich mit dem Beil eine Zehe ab. Sie werden trotzdem – mit Krücken – abtransportiert. Einer schneidet sich noch im Bus auf der Fahrt zum Hafen mit einer Rasierklinge die Pulsader auf, obgleich er, wie alle, zwischen 2 Polizisten saß. Hungerstreiks und Telegramme an den Papst und den englischen König waren erfolglos geblieben.
Ihr Interniertenleben in Schweden war nicht unangenehm gewesen. Hervorragende Verpflegung und Wehrsold (als Oberleutnant z. B. 75 Kronen). Dafür kauften sie sich zusätzliche Verpflegung, Bekleidung, Tabak, Schokolade. Sie bekamen Post und Zeitungen. Unterbringung im Lager war gut, die Behandlung durch schwedische Offiziere freundlich. Nur einmal ein Zwischenfall mit der schwedischen Bevölkerung. Viele hatten ein Verhältnis mit schwedischen Mädchen, und manche blieben 2–3 Tage aus dem Lager fort.
(Wir bekommen hier offiziell 10 Rubel pro Tag. In Wirklichkeit aber nichts, weil das Geld mit dem Lebensunterhalt im Lager „verrechnet“ wurde.)
Die „Schweden“ wurden von russischen Schiffen abgeholt. Ausgesuchtes Bordpersonal. Blonde, lachende Matrosen, tadellose Uniformen, gutes Benehmen. Aber kaum waren sie auf hoher See, da begann die Filzung, und als sie in Libau ankamen, waren sie restlos ausgeplündert. – In Libau lag der ehemalige deutsche Kreuzer „Nürnberg“.
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- ↑ Details und Hintergründe beschreibt auch Bogg auf S. 46 f.