28. Juli 1942

Aus Westmärker Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kapitel‑Finder

Kalendernavigation ab 1942 1942-09.jpg

Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO INFO
29.: –Aidar-Abschnitt (Starobielsk u. südl.)[1]
30.: –Raum Nowo Astrachan
31.: –Raum Warwarowka/Kremennaja
Karte — map

Drei Tage liegen wir schon in Dimitrijewka.[2] Da erreicht uns der Befehl zum Rückmarsch nach Slawjansk.[3] Am Morgen machen wir uns marschfertig. Ich überwache auf der Straße das Verladen. Auch meine Sachen sind schon verstaut, bis auf ein paar Kleinigkeiten, die noch in der Stube auf dem Bett liegen, darunter eine Schachtel Zigaretten. Wie ich mir diese Dinge holen will, fehlen die Zigaretten. Als Nichtraucher kann ich sie entbehren, aber sie sind ein wichtiger Tauschartikel. Ich mache einen Heidenlärm, rufe die Frau und das Mädchen zusammen, fuchtele wütend mit der MPi herum und fordere sie drohend zur Rückgabe der Zigaretten auf. Ich habe das Mädchen in Verdacht. Es fängt an zu heulen, aber die Zigaretten bleiben verschwunden. Inzwischen ist das Bataillon abmarschiert, und ich muss hinterher, wobei ich das Haus, in dem ich ein so sauberes und ordentliches Zimmer hatte, unter wütendem Schimpfen verlasse.

Wir marschieren denselben Weg zurück, den wir gekommen waren. Wir passieren dieselben Ortschaften und übernachten in denselben Dörfern. Nur sind die Quartiere andere, weil wir in anderen Teilen des Dorfes liegen.

Wir kommen durch das Dorf und nähern uns dem Haus, in dem mich das Mädchen mit der angeblichen Einquartierung angeflunkert hatte. Ich sehe schon von weitem, dass sie auf der mannshohen, hölzernen Plattform steht, von der aus man ins Haus gelangt. Ich trabe an, reite etwas voraus und biege in den schmalen Torweg ein, wo ich, den Kopf einziehend, mit dem Pferd gerade noch hindurchpasse. Das Mädchen kommt an den Rand der Plattform und hockt sich nieder, so dass unsere Gesichter fast in gleicher Höhe sind. Sie war überrascht von meinem plötzlichen Auftauchen, und ihre Augen strahlen in unverhohlener Freude. Wir wechseln noch ein paar Worte, und dann muss ich schon weiter, weil die Kompanie schon vorüber war. Max Müller, mein Kompaniechef, schüttelt lächelnd den Kopf, als ich an ihm vorbei trabe, um wieder zu meinem Zug zu gelangen.

Wir erreichen unser nächstes Tagesziel. Die Kompanien verteilen sich, die Fahrzeuge verschwinden in Höfen, Gärten oder unter Bäumen, die Männer in den vom Vorkommando ausgesuchten Quartieren. Ich gehe noch einmal durch die Quartiere, mache Meldung beim Kompanieführer und begebe mich dann auch in meine Unterkunft, die ich mit einem Melder teile. Im Haus wohnen zwei Frauen. Mir selbst steht ein Bett in der Küche zur Verfügung. Da ich aber Ungeziefer fürchte, überlasse ich das Bett dem Melder und mache mir im Wohnzimmer eine Strohschütte auf dem Fußboden zurecht. Hier schlafe ich nun zu Füßen des Bettes, in dem die beiden Schwestern schlafen.Als ich am nächsten Morgen erwache, liegt, nur noch eine drin. Da gesteht mir die Frau, dass ihre Schwester gar nicht in diesem Hause wohnt. Sie sei nur auf ihre Bitte diese Nacht hierher gekommen, weil sie sich gefürchtet habe, nachts allein mit den Deutschen im Hause zu sein. Dann fragt sie etwas zweifelnd, ob ich denn wirklich der „Kammendant“[4] sei. Sie kann es nicht fassen, dass der Kammendant auf Stroh schläft, während der Melder sich ins Bett legt.

Die Einheiten machen sich fertig zum Abmarsch. Ich verabschiede mich mit einer langen Umarmung von meiner Hasiaika. Während die Kompanie auf der Straße antritt, steht sie in der Haustür und guckt zu. Da sie mich nun zu Pferde sitzen sieht und Kommandos geben hört, wird sie sich wohl überzeugt haben, dass sie einen „Kammendanten“ beherbergt hat. Sie winkt noch einmal zum Abschied und geht dann ins Haus zurück.


— nächstes Datum — next date →

Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. KTB 257. I.D., NARA T-315 Roll 1804 Frame 000938
  2. 26.–28.07.1942 gem. Benary S. 104
  3. I.R. 477 wird nach Besprechung des Ia der 257. I.D. bei der H.Gr. A (nicht im KTB HGr A) und schriftlichem Befehl am 28. 06.00 Uhr per Funkspruch zurückgerufen (KTB 257. I.D., NARA T-315 Roll 1804 Frame 000936); Benary S. 104
  4. Комендант; das unbetonte „o“ wird wie „a“ gesprochen