18. Januar 1942
••• S. 67: Einschub Ausschnitt (A), ursprünglich mitten im 7.2. •••
Schon seit Wochen beobachten wir starke sowjetische Truppenkonzentrationen. Anfang Januar verdichten sich die Anzeichen für einen russischen Großangriff: Verstärkter Funkverkehr, Luftaufklärung, Eisenbahn- und Fahrzeugverkehr. Mitte Januar stehen allein unserer Division fünf bis sechs sowjetische Schützendivisionen[2] und zwei Heeresartillerie-Regimenter gegenüber. Seit wir im Herbst den Donez erreicht hatten, haben die örtlichen Kämpfe und Scharmützel nie aufgehört. Im Gegenteil, der russische Druck ist eigentlich immer stärker geworden, und an mehreren Stellen sind die Sowjets schon über den Donez vorgedrungen und haben stellenweise beachtlichen Geländegewinn erzielt.
Heute, am 18.1.42, ist die Rote Armee zu dem erwarteten Großangriff angetreten. Ich bin gerade in Rai Gorodok und kann von hier aus einen russischen Angriff beobachten, der an unserem Dorf vorbei, d. h. an der Nordseite vorbei über eine weite, verschneite Fläche auf Karpowka zustößt, mit dem Ziel, über dieses Dorf nach Slawjansk-Kurorty vorzustoßen und in die Stadt einzudringen. Der Angriff ist schon nach kurzer Zeit von unserer Artillerie zerschlagen. Die rote Infanterie liegt fest. Nur selten wagt ••• S. 68 •••noch einer einen kurzen Sprung nach vorn. Die meisten liegen als dunkle Punkte auf dem Schnee, in den sie sich einzugraben versuchen.
Unsere Artillerie schießt nur noch träge. Von Zeit zu Zeit spritzt noch hier und da eine Fontäne dunkler Erde aus dem weißen Schnee, aber es gibt kein lohnendes Ziel mehr. Nichts regt sich. Der Angriff hatte im Morgengrauen begonnen. Jetzt ist es Mittag. Den Kerlen da draußen wird es kalt werden, denn das Thermometer zeigt immerhin 28 Grad Kälte. Vier Stunden später sinkt die Sonne unter den Horizont. Es ist noch kälter geworden. Die Artillerie hat ihr Feuer längst eingestellt. Es wird dunkel und nun sieht man hier und da einen Iwan zurücklaufen. Viele sind es nicht mehr. Die anderen bleiben als kleine dunkle Häufchen im Schnee liegen. Erschossen oder erfroren.
Dieser Angriff gehört zusammen mit dem weiter unten geschilderten Angriff auf Rai Gorodok und den Kämpfen bei Rai-Alexandrowka zu dem russischen Gesamtplan des Großangriffs. An unseren Abschnitten wurden sie abgeschlagen, anderswo waren die Russen erfolgreicher. Insgesamt ist unsere Lage nicht rosig. ••• S. 68: Ausschnitt (A) Ende •••
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