29. Juni 1941

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

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Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO & MIL INFO
Grodek Karte — map
Vormarsch der 257. I.D.
Vormarsch der 257. I.D.: Es wird für Verpflegung gesorgt!

••• S. 22: Ausschnitt "Grodek" räumlich und somit auch zeitlich vor Lemberg einzuordnen (KTB 257. I.D. T-315 Roll 1803 Frame 000225–234) •••In Grodek erleben wir die ersten feindlichen Granateinschläge. Die Roten beschießen den Turm der Dorfkirche, die etwa fünfhundert Meter entfernt ist. Zischend und fauchend, mit leisem Rauschen, ziehen die Granaten über unsere Köpfe hinweg und krepieren mit dünner Rauchwolke etwa 400 m hinter unserem Quartier. Neben mir steht ein junger Leutnant. Er ist blass, und in seinem Gesicht steht die schlotternde Angst. Ich weiß zwar nicht, was ich für ein Gesicht gemacht habe, aber Angst habe ich bestimmt nicht. Immerhin bin ich beeindruckt. Erstmalig bekomme ich einen Eindruck vom Krieg, vom tödlichen Krieg. Er spricht laut und deutlich. Diese Granateinschläge wirken eindringlicher als alle moralischen Ermahnungen. Sie führen den Menschen schlagartig an die Grenzen des Lebens und erwecken die Frage nach dem Sinn des Lebens und Sterbens. Es ist verblüffend, wie ein einziger Granateinschlag gründliche Sinnesänderungen herbeiführen kann und den Sinn und Wert des Lebens plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Wenn ein Krieg die Menschen zur Selbstbesinnung, zu guten Vorsätzen oder gar zum Beten bringt, dann hat er sogar etwas Gutes.

Später, als Schlachten und Nahkämpfe zu unserem Tagesprogramm gehörten, habe ich über diese ersten harmlosen Granateinschläge lächeln müssen, aber sie hatten seinerzeit ihre Wirkung getan, wenn auch viele gute Vorsätze wieder in Vergessenheit gerieten, wie so oft im Leben.

••• S. 23 •••Propagandaminister Josef Göbbels verkündet im Radio: „Der russische Koloss liegt zerschmettert am Boden und wird sich nie wieder erheben!“[1] Wir sehen uns verdutzt an, und dann geht ein Hohnlachen durch die Reihen der Kompanie. Wir sind zwar überzeugt, dass wir siegen werden, aber so schnell geht es ja nun doch nicht. Entweder lügt der Giftzwerg wieder, oder er hat wirklich keine Ahnung von der Lage. Auch Major[2] Haarhaus meinte kürzlich, der Feldzug sei in sechs Wochen beendet. Nun, die sechs Wochen sind längst herum...[3] Mir selbst kommen allerdings allmählich Zweifel an unserem Sieg. Die gottlose Reichsführung hat sich in pharisäischem Hochmut von Gott abgewandt. Es ist die Erbsünde der Menschheit, die schon Adam aus dem Paradies vertrieb und die auch Beelzebub gestürzt hat: Die verfluchte Überheblichkeit. Sie wollten selbst sein wie Gott. Symptomatisch war so manches: Von unseren Koppelschlössern verschwand der Spruch „Gott mit uns“.[4] Beim Erntedankfest in Bückeburg dankte man nicht dem Herrgott für die gute Ernte, sondern Hitler. In Süddeutschland machte man den Vorschlag, statt des Herrgottwinkels einen Hitlerwinkel in der Stube einzurichten. Und als man dann im Krieg Churchill und Roosevelt verhöhnte, weil sie öffentlich für den Sieg beteten, als Göbbels, dieser Schrumpfgermane, in einer Rede ausrief: „Gelobt sei nicht Jesus Christus, sondern was hart macht!“, da ahnte ich, dass wir den Krieg verlieren würden. Gott lässt seiner nicht spotten, und Hochmut kommt vor dem Fall. Auch wenn Gottes Mühlen langsam mahlen.••• S. 23: Ausschnitt "Grodek" Ende •••


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  1. Vieleicht ist die Rede Hitlers im Sportpalast vom 03.11.1941 (Minute 28:15) gemeint oder ein späteres Zitat durch Goebbels.
  2. im Original irrtümlich „Oberstleutnant
  3. Diese Bemerkung zeigt, dass Teile des Abschnitts möglicherweise in den August oder später zu datieren sind.
  4. Irrtum: die Inschrift blieb; die Waffen-SS allerdings erhielt Koppelschlösser ohne diese Umschrift.