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Luftgeographie, Karten- und Vermessungswesen in der Luftwaffe 1888-2002

von Dipl.-Ing. Winfried Schrödter, Vermessungsassessor

Die Vergangenheit und
die Gegenwart sind unsere Mittel.
Die Zukunft allein ist unser Zweck.

Pascal

Die Geschichte des Militärgeographischen Dienstes der Bundeswehr und seiner Vorgängerorganisationen in früheren deutschen Streitkräften ist für das Heer bereits recht gut recherchiert und dokumentiert. Für die Luftwaffe ist eine solche Darstellung noch nicht versucht worden, da viele entscheidende Dokumente fehlen, weil die Akten der Luftwaffenführung bei Kriegsende äußerst gründlich vernichtet wurden. Dennoch soll versucht werden, diese Lücke zu schließen. Der folgende Beitrag stellt eine erste grobe Übersicht über die Organisationsgeschichte dieses unauffällig wirkenden Fachdienstes dar.

Anfänge

Hermann MoedebeckDer Beginn militärgeographischer* Tätigkeit für die Luftstreitkräfte ist in den fliegerkartographischen Arbeiten Hermann Moedebecks (1857-1910) zu sehen. Dieser, ursprünglich Offizier der Fußartillerie, hatte sich aufgrund seiner Erfahrungen im Ballondetachement dieser Aufgabe angenommen, wurde aber letztlich nur von den zivilen Luftschiffern unterstützt. Das Erscheinungsjahr 1909 des Probeblatts "Cöln" seiner Luftschifferkarte 1:300.000 gilt als Geburtsjahr der heutigen Fliegerkarten. Eine militärische Forderung und damit Förderung durch staatliche Mittel gab es zunächst aber nicht.

Im Ersten Weltkrieg wurde für die Zwecke der Aufklärung das Luftbildwesen weiterentwickelt. Im Stab des Kriegsvermessungschefs wurde mit Carl Fink ein Fliegeroffizier für Luftbildwesen vorgesehen, der gleichzeitig dem Chef des Feldflugwesens zur Verfügung stand; eine notwendige Doppelfunktion, die sich in ähnlicher Weise in der Bundeswehr wiederfinden wird. In der Heimat entstand als Zentralstelle für das Luftbildwesen unterhalb der Inspektion der Fliegertruppen, später dem Kommandierenden General der Luftstreitkräfte direkt unterstellt das Luftbildkommando. Dies wurde später als Inspektion des Luftbildwesens, zuletzt als Inspektion des Lichtbildwesens bezeichnet. Deren Leiter, Hauptmann Drechsel, sollte später, in der Luftwaffe Görings, zum Leiter des Kartenwesens dieser neuen Teilsteitkraft aufrücken.

An kartographischen Arbeiten der damaligen Fliegerkräfte wäre das Eindrucken von Aufklärungsergebnissen in vorhandene Karten durch die Feldfliegerabteilungen zu nennen.

*) Der Begriff "Militärgeographie" soll hier gleichbedeutend mit dem Begriff "Militärisches Geowesen" als Oberbegriff aller einschlägigen Aufgaben und Tätigkeiten verstanden werden; er war damals noch nicht geboren.

Reichswehr und Wehrmacht

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Fliegerkräfte 1920 aufgelöst. Im geheimen wurden im Reichswehrministerium Pläne für eine neue, moderne Luftwaffe entwickelt und verwirklicht. Dies war Aufgabe des getarnten Luftschutzreferates, das sich bald zur Luftschutzgruppe und schließlich zur Inspektion der Luftwaffe in der Inspektion der Waffenschulen entwickelte. Dort war, nachweislich ab 1931, das Referat I (Operation, Taktik, Ausbildung) unter der Leitung des späteren Generalstabschefs Jeschonnek auch für die Bearbeitung der Fliegerkarten zuständig, und die Geheimregistratur dieser Inspektion hatte Kartenbestände zu verwalten. Bei der allmählichen Ausweitung der Strukturen ist dieses Aufgabengebiet zunächst in diesem Referat, das später zur Gruppe I erweitert wurde, verblieben. Es ging mit dieser am 15. Mai 1933 in das neu geschaffene Reichsluftfahrtministerium (RLM) über.

Vermutlich am 1. Oktober 1933 wurde im Rahmen der Aufstellung des Luftkommandoamtes im RLM das Referat Kartenwesen und Bildplanwerk gebildet. Die Zugehörigkeit dieses frühesten fachlichen Gliederungselements zur Gruppe I (Führung) kennzeichnet die hohe Stellung, die das Kartenwesen seinerzeit in der Luftwaffe besaß. Referatsleiter wurde am 14. April 1934 der aus dem Luftbildwesen der kaiserlichen Fliegertruppe stammende Major Drechsel, der zwischenzeitlich Geschäftsführer der Aerotopograph GmbH in Dresden gewesen war. Ab 1935/36 erfolgte der Aufbau von Vermessungsstellen im Rahmen der Luftwaffen-Bauverwaltung. Sie hatten zunächst hauptsächlich die Vermessungen bei der nun vermehrt in Angriff genommenen Planung und Anlage von Fliegerhorsten zu erledigen. Sie wurden von Beamten geleitet, die aus der zivilen Katasterverwaltung stammten. In der Abteilung Luftbildwesen der Fliegerinspektion 1 wurde um 1937 ein geodätisches Referat für die Luftbildvermessung unter Dr.-Ing. Aschenbrenner (später Oberstingenieur) gebildet. Damit waren unabhängig voneinander an mehreren Stellen Keimzellen des Fachdienstes entstanden.

Nachdem sich 1936/37 das bisherige Referat zur Selbständigen Gruppe** Kartenwesen - mit unterstelltem Hauptkartenlager und Kartenstellen in den Luftgaukommandos - entwickelt hatte, wurde diese Gruppe Anfang 1942 zur 7. Abteilung des Generalstabs der Luftwaffe erweitert. Hier erkennt man die enorme Bedeutung, die dem Fachgebiet damals zugemessen wurde. Die Abteilung war dem Kernelement des Generalstabs der Luftwaffe, dem Luftwaffenführungsstab zugeordnet. Dieser bestand im wesentlichen aus der 1. (Führungs-) und 5. (Feindnachrichten-) Abteilung; dazu traten zeitweise verschiedene andere Abteilungen, jedoch bis Ende 1942 lediglich noch die 7. Abteilung. Das Fachgebiet wurde damit gleichrangig neben die Nachrichtengewinnung und die strategische Führung gestellt.

Am 1. Februar 1942 wurde der Abteilungsleiter Drechsel schließlich zum Generalmajor befördert.

In der Gruppe bzw. Abteilung wurden die Kartenversorgung organisiert (Referate I und II/Gruppe I), Karten neu entwickelt (Referat III/Gruppe II, Regierungsrat Heininger), Luftgeographische Beschreibungen verschiedener Länder in Vorbereitung der entsprechenden Operationen erarbeitet (Referat IV/Gruppe III, Oberregierungsrat Dr. Lösche) und für die Ausbildung der Offiziere und der Luftfahrzeugführer in Kartenkunde und Luftgeographie gesorgt (Referat V bzw. IV). Der Leiter des letztgenannten Referates, Oberst Dr.-Ing. Treitschke, früherer Leiter der sächsischen Landesaufnahme, konnte ausweislich seiner Personalakte nur deswegen nicht Gruppenleiter werden, weil er - aufgrund seiner Lehrtätigkeit - zu selten anwesend war.

Im Mai 1942 wurde die mittlerweile zwei Referate umfasende Luftbildvermessung (Oberstingenieur Dr.-Ing. Aschenbrenner und Ministerialrat Dr.-Ing. Ewald bzw. Regierungsrat von Moock) von der Abteilung Luftbildwesen in die 7. Abteilung "Kartenwesen und Luftgeographie" übernommen. Nach der Auflösung und Verteilung der Reste der Luftbildabteilung im Jahre 1943 wurde bald die Idee geboren, dieses Gebiet wieder zusammenzufassen unter einem Chef des Bild- und Kartenwesens der Luftwaffe und Inspekteur des Luftbildwesens. Die Idee konnte sich aber nicht durchsetzen. Auch in der Bundeswehr ist das Bildwesen unter den Gebieten Aufklärung und Militärgeographie aufgeteilt.

Hans Riewendt mit Luftwaffen-UnteroffizierDer Vermessungsdienst entwickelte sich zu einer Organisation, die schließlich rund 2000 Mann umfasste. Sie bestand aus der Baugruppe V 14 mit mehreren Referaten innerhalb des Luftwaffen-Verwaltungsamtes im RLM und besaß einen Unterbau in Form von Luftgau-Vermessungsabteilungen in den Luftgaukommandos. Nachdem die Luftwaffen-Bauverwaltung aufgelöst und in die Organisation Todt überführt worden war, wurde im Mai 1944 die Baugruppe V 14 unter der Leitung von Ministerialrat Dr.-Ing. Busch als Selbständige Gruppe I Meß in die 7. Abteilung übernommen, die damit nun auch über die geodätische Vermessung verfügte. Im unterstellten Bereich wurden gleichzeitig die Luftgau-Vermessungsabteilungen umgegliedert in I Meß, die dem Ersten Generalstabsoffizier des Luftgaukommandos unterstanden und in Personalunion die Luftwaffen-Vermessungsämter führten. Den Außendienst versahen Einsatz-Vermessungs-Trupps.

Der Vermessungsdienst erledigte sämtliche Vermessungen für den Bedarf der Fliegertruppe, der Flaktruppe und der Luftnachrichtentruppe (z.B. Flugplatzvermessungen, Feuerstellungen, Basislinien für Funkleitstrahlen), aber auch kartographisch-technische Arbeiten wie Luftlage-Kartenwände für die Luftverteidigungstellungen.

Letzter Abteilungs-Chef: BlumensaatBei Kriegsende waren so alle Zweige des Fachdienstes in der Luftwaffe unter dem Dach der 7. Abteilung und unter der Leitung von Oberst Hans Blumensaat vereinigt. Sie bildeten dort die Gruppen Kartenversorgung, Organisation und Nachschub (Gruppe I), Kartenentwicklung und -herstellung (Gruppe II), Luftgeographie (Gruppe III mit regional orientierten Referaten für Nord-, West-, Mittel- und Osteuropa, Asien, Afrika und Mittelmeer), Unterricht und Kartenkunde (Referat IV), Luftbildvermessung (Gruppen V und VI), ferner die Selbständige Gruppe I Meß für die terrestrische Vermessung mit Gruppen für Fliegertruppe und Bodenorganisation (Gruppe I), Flak- und Luftnachrichtentruppe (Gruppe II), Plan- und Kartenwesen (Gruppe III) sowie einem Selbständigen Sachgebiet V "Hauptvermessungsstelle", das offenbar als eine Art Stab des Gruppenleiters I Meß diente.

Die Zusammenfassung der Fachdienste aller Wehrmachtteile und der Waffen-SS unter einem Chef des Wehrmachtkartenwesens konnte zwar am 25. März 1945 noch angeordnet werden, hatte aber keine praktische Auswirkung mehr; wenn man davon absieht, dass dadurch ein Modell für die teilstreitkraftübergreifende Strukturierung des künftigen Militärgeographischen Dienstes der Bundeswehr mit zentralen und dezentralen Elementen geschaffen wurde.

**) Eine Selbständige Gruppe war einsatzmäßig einer Abteilung gleichgestellt, truppendienstlich aber einer anderen (in diesem Fall der 1.) Abteilung eingegliedert und dadurch von organisatorischem und verwaltungsmäßigem Ballast befreit.

Intermezzo: Europäische Verteidigungsgemeinschaft

Auch wenn die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) nicht verwirklicht wurde, ist doch ein Blick auf die 1952 geplante Struktur für den geographische Dienst interessant. Danach war die Einrichtung eines Höheren Offiziers des Geographischen Dienstes der Luftstreitkräfte vorgesehen, welcher zugleich Referent (vermutlich für Luftfahrtfragen) in der Geographischen Abteilung der Gesamtstreitkräfte und Kommandeur der Vermessungsflugzeuge gewesen wäre.

Diese Doppelfunktion, nämlich zugleich MilGeo-Fachmann in den Luftstreitkräften und Luftfahrtfachmann im MilGeo-Dienst, wurde im MilGeo-Dienst der Bundeswehr in etwas anderer Form verwirklicht, wie noch zu zeigen ist.

Bundeswehr

Die ersten kartographischen Arbeiten begannen am 1. Oktober 1958 in der Kartenstelle der Zentralstelle für militärische Flugsicherung in der Abteilung Fernmeldewesen und Elektronik des Allgemeinen Luftwaffenamtes (der späteren Kartographischen Zeichenstelle in der Inspektion der Führungsdienste des Luftwaffenamtes), die verschiedene Luftfahrtkarten herstellte, später auch Fliegerkarten.

Am 1. November 1961 wurden die ersten MilGeo-Stellen der Luftwaffe eingerichtet. Es handelte sich zunächst um die MilGeo-Stabsoffiziere als Dezernenten bei den damaligen Luftwaffengruppenkommandos Nord (Münster) und Süd (Karlsruhe). Ihnen wurde jeweils ein Luftwaffen-Hauptkartenlager in Diepholz bzw. Mannheim zugeordnet. Diese Kartenlager wurden bereits damals durch logistische Verbände betrieben. Eine zentrale MilGeo-Stelle konnte anfangs nicht durchgesetzt werden.

Nach jahrelangem Ringen gelang Anfang 1964 die Schaffung einer zentralen MilGeo-Stelle für die Luftwaffe im Luftwaffenamt. Während der Planungsphase wechselte der Begriff für neue Teileinheit zwischen "MilGeo (Luft)", "A3-A2 Geo" (!), "A3 Geo" bzw. "Luftwaffen-Geo-Offizier", um schließlich zum Dezernat "Zentralabteilung A3 I f" zu werden. Hier wie auch bei den Luftwaffengruppenkommandos war das Militärische Geowesen also letztendlich dem Führungsgrundgebiet A 3 zugeordnet.

DiestelAm 2. Januar 1964 nahm Major Diestel seine Tätigkeit als MilGeo-Dezernent im Luftwaffenamt auf. Schon im Krieg mit der Entwicklung von Kartengeräten der Luftwaffe befasst, war er bisher in der MilGeo-Dienststelle (Vorläufer des Amtes für Militärisches Geowesen) Dezernent für Fliegerkarten (K 2). Nunmehr war er fachdienstliche Spitzendienststelle der Luftwaffe und gleichzeitig dem Verteidigungsministerium, Referat Fü B III 8 (dem späteren Leiter Militärisches Geowesen) fachdienstlich unterstellt. Damit diente er - wie sein Vorgänger im Ersten Weltkrieg und wie auch für die EVG geplant - der Luftwaffe als MilGeo-Spezialist und dem Militärgeographischen Dienst als Luftwaffen-Fachmann.

Seine Aufgabe war es nun - und war es bis zum Schluss für seine Nachfolger -, das gesamte Fachgebiet des Militärischen Geowesens in der Luftwaffe zu regeln und zu koordinieren. Hierzu gehören die Beschaffungs- und Herstellungsaufgaben, die Versorgung und Bevorratung von MilGeo-Unterlagen (das sind Karten und militärlandeskundlichen Unterlagen, heutzutage ergänzt durch digitale Daten), die Vermessung und das Bildmesswesens, die Geographie, die Geologie und die Ausbildung im Fachgebiet. Soweit die Aufgaben nicht in der Luftwaffe selbst erledigt werden, muss er sie mit dem Fachvorgesetzten im Ministerium und dem zentralen MilGeo-Amt abstimmen.

Am 11. April 1968 übernahm Major Seese das Dezernat im Luftwaffenamt. Am 1. Oktober desselben Jahres wurde die Zentrale für Radarbildvorhersage der Luftwaffe unter der fachlichen Aufsicht des MilGeo-Dienstes aufgestellt und begann ihre Tätigkeit unter Nutzung von Reliefmodellen des Übungs- und Einsatzgebietes der Luftwaffe. - Ende der 60er Jahre hatte sich der Begriff "Navigation/MilGeo" eingebürgert.

Anfang 1971 wurden die Luftwaffengruppenkommandos aufgelöst; deren MilGeo-Personal wurde zunächst im Fachdezernat des Luftwaffenamtes zusammengezogen, im Verlauf der nächsten Jahre jedoch ohne Rücksicht auf vorhandene Aufgaben abgebaut.

Ende 1973 wurde der A-3-Bereich des Luftwaffenamtes neu geordnet. Dabei wurden die Aufgaben Flugbetrieb, Such- und Rettungsdienst und Militärisches Geowesen mit der Kartographischen Zeichenstelle in einer Gruppe (A 3 II) zusammengefasst.

Dr. Karl MahnckeAm 1. April 1978 übernahm Oberstleutnant Dr. Mahncke das Dezernat im Luftwaffenamt, das er 13½ Jahre lang führen sollte. Der Begriff "Navigation" wurde fallengelassen, da der damit verbundene Anspruch den tatsächlichen Aufgaben nicht entsprach.

1981 wurde im Zusammenhang mit der Entwicklung des Waffensystems TORNADO die Einrichtung eines Betriebes zur Herstellung von Kartenfilmen gefordert und ab 1983 unter Umgliederung der Zentrale für Radarbildvorhersage in die Navigationsunterstützungszentrale für fliegende Waffensysteme realisiert.

Am 17. September 1985 erließ der Inspekteur der Luftwaffe eine Dienstanweisung, die auf der Basis der MilGeo-Grundsatzweisung Bezeichnung, Aufgaben und Zuständigkeiten des Stabsoffiziers Militärisches Geowesen in der Luftwaffe (StOffzMilGeoLw) und seines Dezernats (MilGeoLw) definierte.

In den Jahren 1985/86 war das Dezernat mit der Bearbeitung einer Studie zur Neuverteilung der Tieffluggebiete in der Bundesrepublik befasst. Ziel war die Reduzierung der Fluglärmbelastung. Das Ergebnis wurde jedoch nicht implementiert.

Als 1987 die Kartographische Zeichenstelle aufgelöst wurde, musste die Herstellung der Tiefflugkarte 1:250.000 an die Briten abgegeben werden. - Mittlerweile hat das Amt für Militärisches Geowesen diese Aufgabe übernommen.

1988 wurde im Rahmen der Verkleinerung des A-3-Bereiches die Gruppe A 3 II als Abteilung "Flugbetrieb in der Bundeswehr" ausgegliedert.

Am 21. Juni 1989 begann die Unterstützung der Verwaltung und Verteilung von MilGeo-Unterlagen durch das Datenverarbeitungsvorhaben MilGeoBest, zunächst für die automatische Verteilung, am 15. Oktober 1991 - nach Entwicklung eines geeigneten maschinenlesbaren Formulars - für die gesamte MilGeo-Versorgung.

Im April 1990 wurde das logistische Konzept der Raumdeckenden Einsatzunterstützung zur Grundlage für die Planung eines dritten Kartenlagers. Es sollte zunächst in Schleswig-Holstein disloziert werden, wurde dann aber im Rahmen der Aufstellung der 5. Luftwaffendivision in den neuen Bundesländern ausgeplant und fand schließlich seinen Platz im Stab des Luftwaffenversorgungsregiments 5 in Trollenhagen bei Neubrandenburg. Heute befindet sich dieses Kartenlager beim Luftwaffenmaterialdepot 51 in Krugau.

Durch die Übernahme des Kommandos Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der NVA als Aufstellungsstab des Kommandos der 5. Luftwaffendivision im Jahre 1990 gelangte auch die Arbeitsgruppe Militärtopographischer Dienst jenes NVA-Kommandos unter die Obhut des MilGeo-Dienstes. Auf Betreiben des StOffzMilGeoLw erhielt der Leiter der Arbeitsgruppe, Major Persike, die Bezeichnung "StOffzMilGeo 5. LwDiv" und die Aufgabe, die Versorgung mit Karten der NVA - soweit erforderlich - weiterzuführen. Die in die Bundeswehr übernommenen Verbände wurden durch ihn an das System der MilGeo-Versorgung der Bundeswehr angegliedert. Seine Hauptaufgabe aber war die Abwicklung der Kartenstellen im Bereich der ehemaligen Luftstreitkräfte/Luftverteidigung.

Nach der Wende

Mit der Wende begann die Zeit der großen Umbrüche und tiefgreifenden Umstrukturierungen. Sie mündeten in den erweiterten Auftrag der Bundeswehr und in die Luftwaffenstruktur 4. Auch der Militärgeographische Dienst wurde dadurch vor neue Aufgaben und Verantwortlichkeiten gestellt. Vor der allgemeinen Personalkürzung hat ihn diese Aufgabenstellung aber nicht bewahrt; so musste das Dezernat Militärisches Geowesen der Luftwaffe 25 % seines Personals abgeben, darunter alle Kartographen, die sich mittlerweile als unverzichtbar herausgestellt haben und deren einer auch wieder zurückgewonnen werden konnte.

Die neuen Aufgaben bereiteten anfangs ungeahnte Schwierigkeiten. So mussten z.B. für die sich mehrenden großen Auslandsübungen bei den Verbündeten Karten und MilGeo-Unterlagen in großem Umfang beschafft werden. Bei diesen Übungen ergaben sich auch vermehrt Fragen nach den geodätischen Grundlagen dieser Karten. Es musste eine besondere Anweisung für die Behandlung von Koordinaten und Bezugssystemen geschaffen und geeignete Transformationssoftware in Auftrag gegeben werden.

Die neu eingeführten Datenverarbeitungssysteme und Waffensysteme brachten einen wachsenden Bedarf an MilGeo-Informationen auch in digitaler Form, also MilGeo-Daten mit sich. Die MilGeo-PCMAP, das derzeitige Paradeprodukt des MilGeo-Dienstes, bringt die Karte auf den Bildschirm. Auf Veranlassung des StOffzMilGeoLw ist auch eine MilGeo-PCMAP mit Fliegerkarten erschienen.

Erneuerung der Bundeswehr von Grund auf

Neue Anforderungen des Einsatzes außerhalb des NATO-Gebietes erforderten im neuen Jahrtausend die völlige Umstrukturierung der Bundeswehr. Auch diesmal war der MilGeo-Dienst betroffen. Er wurde jedoch nicht einfach umgegliedert, sondern mit dem Geophysikalischen Beratungsdienst der Bundeswehr zum neuen Geoinformationsdienst der Bundeswehr zusammengeführt. Dabei wurde die Versorgungsaufgabe des Dezernats MilGeoLw am 1. Juli 2002 mitsamt dem erforderlichen Personal von zentralen Amt (AMilGeo, später AGeoBw) in Euskirchen übernommen, wo Oberstlt Bölke die zentrale MilGeo-Versorgung der gesamten Bundeswehr übernahm; der Rest des Personals verblieb in Köln-Wahn und wurde auf die Abteilungen Geophysik von Luftwaffenamt und Luftwaffenführungskommando verteilt, die als erste Teileinheiten der Bundeswehr offiziell die Bezeichnung GeoInfo erhielten.

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